Kriegszeiten

sind immer Zeiten der höchsten Sexualmoral. Der Satz läßt sich umkehren. Es ist, als generierte die Psyche gegen das objektive Grauen einen Wall der Wohlanständigkeit, der zugleich das Grauen f ü t t e r t, da eben diejenigen Energien, die man im zivilen Umgang nicht nur verdrängt, sondern tätig leugnet, im und für den Krieg freigesetzt werden. Sie finden in ihm ihr Ventil. Der Krieg ist ein (freilich bewußt inszeniertes) orphisches Mysterium der Wi(e)derkehr des Verdrängten: blutig, entmannend, vergewaltigend, entehrend, ent-individualisierend. (Im Ent-Indiviualisierenden zieht er zudem gleich mit der Mediengesellschaft.)

Der moralische „flashback“, den die westliche Welt derzeit erlebt, konstituiert die Bereitschaft, sich in solche „Mysterien“ wieder hineinzubegeben. Das findet seine Entsprechung im bürgerlichen Rechtsleben: Der inhaltsnormative (Sexual-)Moralist fordert die Todesstrafe, für die der Krieg Garant ist; Krieg holt “versäumte” Todesstrafen n a c h. Logischerweise macht er die Folter diskutabel.

Insofern ist der erotische Libertär, ob er’s intendiert oder nicht, ein Widerstandskämpfer.





herbst & deters fiktionäre

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