“Sieben Romane”,

sagte Eigner und wischte sich den Bierschaum aus dem Schnauzer, „kannst du in deinem Leben schreiben, sieben gewichtige, sieben gute Romane. Nicht mehr. Du kannst m e h r Romane schreiben, denk an Nabokov, der hat v i e l mehr Romane geschrieben, aber g u t e Romane? Fahles Feuer, Lolita, Ada…“ „Ada!“ seufzte ich und nahm meinerseits einen tiefen Schluck. Es war bereits das zweite Halbe. Noch Elina Makropulos im Ohr, dazu das Popgedödel in der Kneipe. Wir hatten, als wir aus der Oper kamen, die weiteste Spanne im Sinn: erst in die Bar, um Schickeria zu gucken und umsonst zwei Cocktails zu trinken, für deren regulären Preis man auf Eigners italienischem Berg mindestens zwei Wochen leben kann, dann in die Kaschemme auf dem hintersten Prenzlauerg Berg, wo die Schönhauser Allee schon Berliner Straße heißt und sich der soziale Auswurf ballt, 0,3 zu 1,35, klar kam’s fast zu einer Schlägerei. „Das wollen Sie hier essen?“ fragt mich die seit Tagen nicht frisierte Schlunze, die die Wirtin gibt. „Wir sind hier kein Eßlokal.“ „Sorry, wir wollen unsere Bier trinken, und selbstverständlich eß ich meine türkische Pizza hier auf der Hand.“ „Kommt nicht infrage,wir sind kein Eßlokal.“ Es ist bereits halb eins. Die vier Besoffenen an der Theke gucken schon erwartungsfroh her. „Na dann rufen Sie doch die Polizei.“ „Sie werden hier nicht bedient!“ In ihren Speicherspritzern tanzen die Shigellen. „Nun rufen Sie schon die Polizei.“ Die Schlunze ab hinter die Theke. Eigner und ich werfen uns zwei ermüdende Blicke zu, egal, wir wollen ja nicht auf dem Trockenen sitzen. „Schönen Gruß an Herrn Wowereit!“ kräht uns die Frau hinterher. Ich seh ihre alkoholgeblähten Tränensäcke bis unter die Besenreißer-Wangen hängen. „Sieben Romane“, beharrte Eigner. „Sieben Romane.“ Und erzählte von Flaubert. “Diese erzählerische Spanne!” Und ich sitz, jetzt, mit brummendem Schädel vorm Laptop, hör Makropulos und denke in antisozialer Theorie.