Rituale.

Nach einer abgeschlossenen Arbeit (Briefe aus Catania und die Erste Fassung des Librettos) die langwierige Aufräumerei des Schreibtischs: Gehäuft haben sich Bücher, Notizen, Briefe (teils ungeöffnet); die Putzfrau durfte in den zweidrei Wochen den Arbeitsbereich kaum streifen. Um den Schreibtisch herum auf dem Boden ebenfalls Bücher, dann Zeitschriften, Kataloge, Programmhefte, wiederum ungeöffnete Briefe vom Steuerberater (was tät ich nur, hätten die Leute nicht dieses Künstler-Herz?), Mahnschreiben, dazu die heruntergefallene Asche, der Staub, Fotografien, dazwischen paar Hanteln… Und jetzt das alles ordnen, dazu zur Freude meiner Nachbarn brüllend Kaplands Mahlers II. gehört, mitsingen und einen Blick auf die Notizen werfen, sie wiederum stapeln, Kante auf Kante, fast militärisch exakt, endlich den Aufkleber von opernnetz.de außen auf die Klappe des Laptops bappen, die CDs alphabetisch zurück ins Regal stellen, desgleichen die Bücher, die Kataloge, den tollen Khnopff von Anne, den Bacon, den Phantastik-Ziegel aus Linz … eine dauernde Prozedur, die vorgibt, klarschiff zu machen, wo doch alles imgrunde im Fluß bleibt… und wie kam ich darauf, im Typoskript Stravinskis „Persephone“ zu verlangen, wenn mir mein Archiv doch sagt, ich hätte die Aufnahme gar nicht?… egal… den Artikel zu Brando neben das Penthesilea-Plakat in die Küche gepinnt und nicht vergessen, den telefonischen Weckruf zu ordern, damit morgen früh der 6.45-Uhr-Flug nicht verpaßt wird… egal, egal, denn welche Erlösung, nach meiner Rückkehr aus Köln nicht mehr suchen zu müssen!

P.S.: In der Statuszeile zurück zu Kipling. Ich muß etwas gegen die Beliebigkeit wuchten. Also zurück zu den Dschungelblättern!