Hagen (3). In Braunschweig.

Der Tronjer stand auf der Rampe, sah den tiefen Sturz hinab auf Rasen, Büsche und die dunkle Ringelnatter der Oker, sah hinter sich. Man merkte dem gedrungenen Körper dieses kleinen massigen Manns die Wendigkeit und Energie nicht an.
„So soll ich springen?“ fragte er.
Er lachte zweimal, als er merkte, wie die zwei anderen, noch die Schelle und ein Stück des Bungee-Seiles in den Händen, erbleichten.
„So wollte ihr mich also springen lassen?“
Er trat einen Schritt vor, spielte schon mit dem Gedanken: So nahe, so innig wäre der Flug – und frei, endgültig. Niemals mehr gebunden, dachte der Tronjer. Kein Mord mehr, niemals wieder Mutterliebe, die Lehnstreue erheischt. Er sah seinen mißratenen Sohn, sah seine mißratenen Frauen. Zwei Wochen vorher, bei einem anderen, bei einem Tauch-Sprung war der Hubschrauber abgeschmiert und zerschellt. Da war der Tronjer schon in der Luft gewesen. Da klatschte er schon in den See.
Aber er war noch nicht vierzig. Es war auch auf dieser Rampe zu früh. Und wieder hätte er andre mit sich gerissen. Deshalb trat er lächelnd zwei Schritte zurück und ließ sich die Schellen doch noch an die Waden schließen.
Dann erst, mit einem selbstbeherrschten Jauchzer, sprang er hinab.

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