Welch wunderbare Frau!

Sie wurden für mich einfach der Mensch, von dem ich träumte. Durch Zufall, wofern es solchen gibt, wurden Sie dazu, zweifellos, und bloß, weil man Ihren Namen nannte. Man hätte aber ebensogut auch von jemand anders reden und gewünscht haben können, daß ich ihn heirate. So ist es denn auch keine Zudringlichkeit, wenn ich Ihnen vorhin jenes Geständnis gemacht habe. Es verpflichtet Sie zu nichts, und Sie könnten, fühlten Sie sich selbst verpflichtet, nichts für mich tun, ebensowenig wie Sie etwas gegen mich tun könnten. Denn jedes von uns hat nur mit sich selbst zu tun, niemand kann einem andern helfen, und jede einzelne, fühle ich, ist allein, sehr allein, ganz allein sogar. Es gibt wohl keine wirklichen Beziehungen zwischen den Menschen. Es kann keine geben. Man ist einander immer nur ein Anlaß, mehr nicht. Ein Anlaß zum Haß oder zur Liebe. Aber Liebe und Haß, sie entstehen in uns, sie walten und vergehen wieder in uns allein. Keine wirklichen Fäden spinnen sich von einem zum andern. Alles, was man einander sein kann, ist nur ein schönerer oder häßlicherer Vorwand für das eigene Gefühl. So war ich glücklich, als ich Sie sah und Sie mir gefielen, denn ich hatte mich nach Ihnen gesehnt, und alles, was ich hoffen kann, ist, daß ich Ihnen nicht mißfalle.

Charlotte Szent-Kiraly bei Lernet-Holenia: „Der Baron Bagge“.




herbst & deters fiktionäre

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