DTs. (13. November 2004)

6.09 Uhr:
[Isang Yun, Erste Sinfonie.]

Unruhige Nacht. Der Kleine warf sich dauernd hin und her, wie von Schachtelträumen getrieben. Kam zweimal an mich heran: „Papa, kuscheln.“ Und vier Uhr morgens fragte ich, was er denn habe, ob er schlecht träume. „Ich habe Kopfschmerzen, Papa.“ „Aber du hast doch keine Kopfschmerzen, Adrian, du träumst schlecht.“ „Ich habe Kopfschmerzen, Papa.“ Mit vier. Ich ließ ihn ganz eng an mich, er blieb unruhig, weinte aber nicht; er hat bereits eine Zahnarzt-Sache laufen, wegen der beschissenen Süßigkeiten, mit denen die Kinder schon an jedem Verkaufsstand gelockt werden, man kann manchmal an die Decke gehen vor Wut. Ich sorgte mich also, er habe Zahnschmerzen. Aber dann wäre er auf keinen Fall eingeschlafen, dann hätte er auch geweint. Nun schlief er endlich in meinen Armen auch ein. (Diese Nacht unbedingt in ARGO aufnehmen.)
Um 5.50 Uhr bin ich hoch. Es ist gut, daß heute alle Kinder im Haus sind, ich muß dringend bis Montag die Krausser-Kritik und bis Dienstag den Arafat-Artikel fertiggestellt haben. Deshalb ARGO auf zwei Stunden heute eingeschränkt, so schwer mir das fällt.






Tagesplanung




6.30 Uhr:

ARGO.
(Internet-Verbot ist nicht mehr nötig, die Sucht ist rein auf den Roman übergegangen.)

10 Uhr:

ARAFAT-Artikel.

12 Uhr:

KRAUSSER.
Essen mit den Jungs und Katanga.

13 bis 14.30 Uhr:
(Mittagsschlaf des Jungen)

ARAFAT-Artikel.

15 Uhr:

Zum Kinderkonzert in die Kleine Philharmonie: „Zwerg Nase“.
Kinderzeit.

18 Uhr:

Der beste Freund meines Jungen kommt her, bleibt über Nacht.
Kinderzeit.

21.30 Uhr:

KRAUSSER.






9.59 Uhr:

Die Kinder spielen nebenan, was mir Arbeits-Raum gibt. Für ARGO das gesamte Gespräch Goltz/Deidameia im SILBERSTEIN entworfen, einige painfull questions auf Anderswelt transformiert und eingebaut. Damit ist das Siebte Kapitel nahezu abgeschlossen und der Übergang ins achte ist schon klar. Ich werde auf Ungefuggers Anordnung, man möge ihm Skamander schicken, nicht eingehen. Der eine Satz genügt völlig. Man darf die Ahnung nicht konkretisieren, alles muß so ungefähr bleiben, so scheinbar paranoisch, wie die politische Wirklichkeit es einem nahelegt, der nicht einfach glauben will, was man ihm vorsetzt.

Also jetzt ein Brötchen, dann an den Arafat-Text.

11.24 Uhr:

Viren-Attacke. Offenbar aber in den Griff bekommen. Shit, Zeitverlust.



0.14 Uhr:

Der Kleine ist den ganzen Tag über schon seltsam mau; dann, beim Abendessen, übergibt er sich. Etwas später dann noch einmal, leise ist er selbst ins Bad gegangen, hat aber die Toilette nicht mehr erreicht. Ich beruhige ihn, lobe ihn, seine Umsicht ist ja auch wirklich toll. Kurz Fieber messen, 38 ° C.,also leicht Temperatur. Dann geht es ihm besser, die beiden Freunde gehen zu Bett, scherzen, lachen bis fast halb elf. Aber eben, ich hab gerade Kraussers schönes, nur selten in den Kalauer fallendes Hunde-Buch ausgelesen, hör ich ihn weinen: Er ist erwacht, hat schlecht geträumt wohl. Und weint tief. Ich beruhige ihn, “der Papa ist immer da, ich komme auch gleich ins Bett, du mußt keine Angst haben”, da schläft er wieder ein. Es ist sehr deutlich: Seine Psyche kämpft mit etwas. Mit der neuen Situation seiner Mama? Immer noch mit der Trennung seiner Eltern? Und mit der neuen Trennung jetzt? Man kann ihm nur sehr viel Wärme geben.

Darüber wenig zu anderen Arbeiten als ARGO gekommen. An dem Roman könnte ich einfach weiterschreiben, alles andere fällt schwer. Wie ich den Arafat-Artikel hinbekomme, ist mir noch ziemlich schleierhaft. Krausser wird quasi nebenbei gehen, weil das Buch so schön ist und nur wenig Makel hat.

Arbeitsfortschritt:
ARGO, bis TS 48.
KRAUSSER, Hunde, ausgelesen.
ARAFAT, wieder nur herumgestochert. Kommt mir imgrunde müßig vor.