Initiation.

Nun waren Vaters häufige Abwesenheiten meiner Tante sowieso lieb geworden, da sie ihr erlaubten, ungestört ihren Verführungskünsten nachzukommen. Ich erinnere mich, daß keiner meiner Klassenkameraden vor ihr sicher gewesen ist. Von wenigstens sieben Freunden weiß ich, wie sie der Unschuld enthoben wurden, auf daß sie sich zu reifen, ausgesprochen selbstbewußten Männern entwickeln konnten. Meine Tante war versessen auf Knaben. Daß jemand jung war, reichte ihr allerdings nicht: es gehörten Schönheit, Charme und eine sehr frühreife Form ironischer Intelligenz dazu, die sie in ihren kindlichen Liebhabern vielleicht erst anzufachen wußte. Brachte ich wen mit nach Haus, nahm sie ihn stets dreivier Minuten beiseite und führte ein Gespräch, das ihn nicht nur prüfte, sondern, sofern er die Prüfung bestand, auch verdarb. Meine Tante konnte Blicke werfen, die jede Naivetät des Zimmers verwiesen. Mich verwiesen sie darum auch; denn immer wandten sich meine Freunde nachher von mir ab, um mit missionarischem Eifer älteren Schulkameradinnen nachzustellen. Und hörten erst damit auf, hatten die Mädchen das Stigma ihrer Unberührtheit verloren, indes ich meine pubertären Weichlichkeiten weder überwinden wollte noch konnte. So muß Langeweile oder ein Akt des Mitleids die Tante endlich bewogen haben, sich auch meiner Reifung anzunehmen.

[Die Niedertracht der Musik.]

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