Unüberprüfbare Fakten. Journalismus & Realität.

Daß überhaupt nicht einzuschätzen ist, ob Informationen aus propagandistischen oder wirklich journalistischen Gründen gestreut werden und ob sie wahr sind, schon gar nicht, das gehört unterdessen zur täglichen Phänomenologie des Alltags. Zu einer Realität, der sich moderne Dichtung zu stellen hat. Die Leute sollen glauben, und sie m ü s s e n es (oder eben nicht), wollen sie nur irgend handlungs- ja bloß haltungsfähig bleiben. Sie haben gar keine andere Wahl. Die darin liegende Hilflosigkeit entspricht gleichermaßen der Unüberprüfbarkeit hochtechnologischer Wirk-Dynamiken wie dem Mythos, der schließlich, auch zur Selbsterhaltung, in seiner religiösen Form das Bilderverbot erläßt.
Wir stehen – aus vielerlei und eben auch aus ökonomisch-hegemonialen Gründen – mitten in einem Glaubenskrieg, und die gesamte Christenheit, auch und gerade die längst säkularisierte, soll auf den neuen Kreuzzug zubereitet werden. Wer Kinder hat, dem brennt das ganz besonders unter den Nägeln. Gewissermaßen hat man ein „Terminator—Problem“: Irgendwie muß sich den Mädchen und Jungen die Fähigkeit vermitteln, sich im Fall aller Fälle gegen diesen Kieg schützen, ja sich direkter Angreifer möglichst geschickt erwehren zu können. Es kann nicht realistisch sein, wenn eine Dichtung sich dieser Situation nicht stellt. Insofern ist der „phantastische“ Roman eine allerbewußteste Zeit-Mitschrift. Und der sogenannte „realistische“ nichts als Propaganda oder Kopf in den Sand und bestenfalls ein innerer Durchhaltefilm.

(CVIII).

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