(Kein DTs). 23. Januar 2005.

10.48 Uhr:
[Beethoven, Später Klaviersonaten; Dänen-Internet-Radio.]

Überhaupt erst um neun Uhr aufgewacht. Antwort auf Brems Einwand formuliert und in Die Dschungel eingestellt; immerhin wird die Kleine Theorie des Literarischen Bloggens, die ich unterdessen lieber “Kleine Theorie des Literarischen Weblogs” nennen wollte, mittlerweile umfassend. Ich sollte die einzelnen Beiträge mitsamt ihrer Diskussionseinwände allmählich ausdrucken und zusammenstellen; wie ich das übersehe, dürfte es nach kleineren Revisionen bereits ein hübsches Essay-Büchlein ergeben – zumindest einen handfesten Beitrag, der sich etwa in Nobert Wehrs SCHREIBHEFT recht gut ausnähme oder als gesonderte Publikation bei DROSCHL. Man wird sehen.

Von ARGO momentan distanziert, ich überschaue auch den nächsten Tag – morgen – noch nicht recht; den heutigen eh nicht. Es steht zuviel Kleinkram an. Und die theoretischen Skizzen zu ARGO sind noch immer nicht aus dem Notizbuch in einen stehenden Text für Die Dschungel ausformuliert.

15.19 Uhr:

Das erste Mal wieder mit dem Kleinen draußen; ein Segen die Sonntagsöffnung des Einkaufszentrums: So lassen sich d o c h schon die meisten Besorgungen für den Kindergeburtstag erledigen.
Paar Sachen aus der Arbeitswohnung und dort ein Brief im Postkasten, den man nicht verschweigen darf:




Sehr geehrter Herr Herbst,
die eher ungewöhnliche Form der Publikation Ihrer Texte im Weblog veranlaßt mich, mich heute auf diesem Weg an Sie zu wenden.
Neben zahlreichen anderen Arbeiten ist die Rohfassung Ihres neuen Romans ARGO seit geraumer Zeit über Ihre Homepage zugänglich, ja spannender noch – die Entstehung des Werks wie auch der poetologische Überbau lassen sich für den Leser aus einer ‘Arbeitszimmer-Schlüsselloch-Perspektive’mitverfolgen. Höchst aufschlußreich – für Sie leider wenig einträglich.
Das widerspricht meinem Verständnis vom Verhältnis zwischen Produzenten und Konsumenten,vom ‘Verkauf’ geistiger Arbeit, auf den jeder Publizierende angewiesen ist, von dem auch Sie leben.
Betrachten Sie den beiliegenden Betrag als keineswegs angemessen, eher zu bescheidenen Gegenwert meines Lesevergnügens.
Großzügigere Zuwendungen erlaubt meine eigene finanzielle Situation zur Zeit nicht.
Mit freundlichen Grüßen
C.H.
P.S.: Ihr Buch *** hat mich stark beeindruckt!

Abgesehen davon, daß ich aus bekannten Gründen nicht mitteilen werde, um welches Buch es sich in dem letzten Satz handelt, hat die Angelegenheit teils etwas Peinliches, teils etwas Wohltuendes. Da die Absenderin/der Absender (das Geschlecht läßt sich aus der Handschrift kaum erschließen) keine Adresse mitteilt und aus dem Poststempel nicht einmal ein Ort ersichtlich ist, kann ich weder die beigelegenen 50 Euro zurückschicken, was ich eigentlich getan hätte, noch mich auf anderem als diesem Weg bedanken. Ich werde das Geld für die Geburtstagsfeier meines Sohnes verwenden, so habe ich ein gutes Gefühl.