DTs. 23. März 2005. (Mittwoch).

4.43 Uhr:
[Beethoven, Siebte. Konwitschny.]

Das erste Mal um 3.40 Uhr auf und mit mir gekämpft, weil ich so müde war; dann erst begriffen, daß mich, sozusagen, die innere Exerzitie hochgetrieben hatte, nicht etwa die reale Arbeitszeit: – es hatte also der Wecker noch gar nicht geklingelt. Mit solch einer Erleichterung ins Bett zurück! Dazu der Muskelkater. Eine Stunde später dann durchweg gerne hoch, den latte macchiato bereitet, die Kopfhörer auf die Ohren geklappt und jetzt am Schreibtisch. Ich glaub, ich hab von Loyola geträumt, ich wollte einen dual(!)istischen Di(!)stichon formulieren: Korruption & Lust, Wesen & Täuschung. Ist aber entglitten, bzw. eh nicht gelungen, auch nicht im Traum.

Der Sozialfonds der VG Wort hat Geld angewiesen, so daß ich nicht nur die geplatzten Mieten etc. zahlen kann, sondern vor allem auch meine liebe Elisabeth, die hier nachher vielleicht saubermachen kommt. Was gaaaaaanz dringend nötig ist.
(Damit, mit den Überweisungen, ist das Geld dann aber auch schon wieder weg: ein reines Prolongations-Spiel.)

Es ist ziemlich kalt; zwei dicke Pullover sind übers T-Shirt gezogen. Aber ich mag nicht mehr heizen; der Frühling ist, zumindest kalendarisch, d a.







Tagesablauf




5 Uhr:

MF.

8.30 Uhr:

Newsletter schreiben.
MF.
DIE DSCHUNGEL.

11 Uhr:

Post, Telefonate, Geld- und Bürozeugs.

12 Uhr:

Laufen.

13 Uhr:

Mittagsschlaf.

14 Uhr:

MF.
DIE DSCHUNGEL.

16 Uhr:

Treffen mit M. auf einen Kaffee.

18 Uhr:

MF.
DIE DSCHUNGEL.

abends:

?







Mittags 20 Runden Tartanbahn, also 8 km plus 300 Meter Auslaufen. Organisch ist mein Alter nicht zu merken, wohl aber in den Gelenken: Die laufende Suche nach dem federnden Schritt. Leichtigkeit finden. Es nieselt, es duftet warm nach Gras und Gebüsch, und Stare funkeln seitlich der Bahn.

Das Sie als erotische Spielform. (In dem Gespräch im Café mit M., einer jungen, wirklich sehr devoten Frau, die bereits Blicke unruhig machen, scheu, zerfasert fast, die sich in dem Blick windet und zugleich die Macht genießt. Ein sich gegenseitig aufprojezierendes Spiel. Ich berühre sie nicht, spreche nur, bisweilen sehe ich sie bloß an, unentwegt, stumm. Und ganz ernsthaft: Ist eine obsessive Liebesbeziehung möglich, in der der Dominante die Submissive erzieht? Als s i e diese Frage stellt – indirekt: “Ich w i l l daran glauben” – und als ich antworte, als wir beide zugeben müssen, n i c h t daran zu glauben, wird das Gespräch mit einem Mal sehr leicht. Und C. später abends im Chat, wie sie sich selbst in der Cam zeigt, hochgradig masochistisch, zugleich aber (?) unwillig und resolut, zudem seelisch mit einem, wie sie selbst schreibt, Hygenietick ausgestattet. Vorher hatte sie gegen mich Bedenken geäußert: “ich las ihre texte und komme mit dieser art zu denken und so zu schreiben nicht zurecht. ich glaube daher nicht daß wir ein gesprächsthema hätten.” Das hatte mich sozusagen angespornt. Nun aber zieht mich Viscontis “Il Gattopardo”-Verfilmung völlig aus dem Chat nach Sizilien, vor allem dieses Gesicht der jungen Cardinale… und dann: Welch eine erbärmliche Figur der junge Delon gegen den alternden, enorm präsenten Lancaster abgibt. Und wie Visconti das in seiner Verfilmung durchscheinen, B i l d werden läßt. Weshalb aber spart er die letzten beiden Kapitel aus? [Ich habe nachgelesen, nachts um ein Uhr noch, ich m u ß t e einfach wissen, wie Lampedusa Angelica beschreibt.] Ich sehe die ungekürzte Originalfassung, die mir auf der Leipziger Buchmesse jemand geschenkt hat, Lancaster geht in Donnafugatas Gassen ab, frühmorgens, Stille und Ende des Filmes.)

Und heiter: Einladung zu einer Podiums-Veranstaltung mit Lilo Wanders zum Thema “Sexualität und Freiheit” bekommen; sofort zugesagt, das kann ausgesprochen komisch werden, auch wenn es natürlich um das verbotene Buch geht; allerdings beißt sich der Termin in Mannheim mit der Frankfurter Lesung;; rein theoretisch wäre aber die Teilnahme an beiden Veranstaltungen möglich;;; dazwischen liegen drei Stunden, und Mannheim-FFM sind eine 3/4 Stunde mit dem ICE. Ich habe durchaus Lust auf diesen Stress. Mal sehen, was der Veranstalter sagt.



gesehen: Visconti, Il gattopardo.
Eine Studie über Haltung. Und über Sizilien, ja. Ganze Passagen, die ich zitieren möchte. (Der Sizilianer, der “eigentlich” den Tod suche, immerwährenden Traum, den Schlaf. Der Stolz und die Eitelkeit. Weshalb bin also i c h Sizilien gleich so verbunden gewesen? So daß ich sogar ein Buch darüber schrieb?)


Arbeitsfortschritt:
MF, bis TS roh S. 9.