DTs. 26. März 2005. (Samstag).

4.40 Uhr:

Einen Kuß nach links, einen Kuß nach rechts. Zudecken links, zudecken rechts. Und als ich, während ich den Filter der Kaffeemaschine fülle, hinaus auf die Schönhauser blicke, setzen sich links unterm Fenster zwei junge Mädchen auf die Bank am Fahrradweg und verzehren je einen Döner. Es ist noch dunkel, aber Frühjahr.

(Für solche Notate bleibt die Aura eines DTs’ intakt.)





4.44 Uhr:

DTs’ gestern und heute.
MF.

8 Uhr:

Frühstück mit dem Jungen und E.

8.30 Uhr:

MF.
DIE DSCHUNGEL.

11 Uhr:

Kinderzeit.

12 Uhr:

Laufen.

13 Uhr:

Mttagsschlaf.

15 Uhr:

Kinderzeit. Evazeit.

ab ca. 21 Uhr:

Evazeit.







21.19 Uhr:
[Jarrett, Kölner Konzert.]

Nachmittags Museum für Naturkunde, dann Flick Kollektion im Hamburger Bahnhof. Weniges, das Bestand hat, schon gar neben dem immer wieder nachdrücklichen Beuys-Raum. Die Kiefer-Bilder fehlen mir. Immerhin: Dieter Roth, Solo-Szenen; Triptychon aus enorm vielen Videomonitoren, das hat etwas. Eine Art visuelles DTs. Und die Arbeiten von Nam June Paik, namentlich die erste, gleich nachdem man die Treppen hinauf ist, konfrontiert mit dem Satz, der Ewigkeitskult sei die älteste Krankheit der Menschheit. Das berührt und hält vor.
Dazu Dokumentation der Auseinandersetzung Friedrich Christian Flicks mit Salomon Korn, die irgendwie auch die meine ist; jedenfalls wirkt Flicks Satz sehr in mir nach: “Aber die Enkel haben kein Blut mehr an den Händen.” Mir ist schon das Wort “mehr” zuviel Zugeständnis. Denn sie hatten es nie. Es sei denn: Neues.

Mein Junge eng angeschlossen an E.; und umgekehrt. Momentlang s c h o n ein seltsames Gefühl, als mir bewußt wird, daß den 5jährigen und die junge Frau signifikant weniger Jahre trennen als sie und mich. Wie organisch das Gespann dadurch wirkt. A u c h etwas zum Meditieren. (Sie sitzt dabei, während ich dies tippe. Und schweigt. Und schaut nur seitlich über den Laptop hinweg, mir schräg gegenüber. Sie schweigt mehr, als ich jemals zuvor eine Frau schweigend erlebt habe. Ich weiß gar nicht, was ich von so viel Stille denken soll.)



Arbeitsfortschritt:
MF, bis TS roh 19.