DTs. 4. Mai 2005. (Mittwoch).

8.45 Uhr, Frankfurt am Main, Hotel Nizza:
[Mitschnitt Haas, Aus freier Lust… verbunden]

Das war ein gutes konzentriertes Konzert, wobei mir der Gedanke, Musikstücke zu schreiben, die als zusammengespielte Solo-Stücke ein Neues Stück ergeben, ja durchaus nicht fremd ist; eher scheint mir das ein unter den Komponisten Neuer Musik höchst verbreiteter Wille zu sein. Der hat ganz sicher auch ökonomische Gründe, über die ‘hehrerweise’ freilich selten gesprochen wird. Jedenfalls sitzen – bei aller sonstigen ästhetischen Differenz – an ganz dem gleichen Modell auch RHPP und Claus-Steffen Mahnkopf. Ästhetisch hat wiederum Bernd Leukert wohl recht, wenn er gestern noch, im privaten anschließenden Gespräch, die Meinung vertrat, imgrunde führe sich der Gedanke auf Stockhausen zurück.

Es wurde spät, ich irrte auf der Suche nach einem Asia-Imbiß noch ein bißchen durch die beinah ausgestorbene Münchener und die Kaiserstraße; um mal wieder in einen meiner alten Strip-Schuppen zu schauen, hatte ich entschieden zu viel getrunken, davon hätt ich nun kaum etwas gehabt, ging also aufs Zimmer und schaltete wie stets in Hotels den Fernseher ein. Dann wachte ich auf, es war hell, sieben Uhr in der Frühe, und der Fernseher ausgeschaltet.

Jetzt eben noch ein paar Skizzen und Notate von gestern übertragen. Ich habe die Idee für ein Hörstück, das ich vielleicht Heuger vom WDR schmackhaft machen kann: Eine Klang-Montage aus mitgeschnittenen Proben bauen, fast selber komponieren, vielleicht mit einem durchlaufenden poetischen Text, der als Grundbaß fungiert, darüber die Passacaglia-Variationen der Proben. Oder gerade umgekehrt. Das müßte das mitgeschnittene Material zeigen. Ich bräuchte selbstverständlich auch die Genehmigung der beteiligten Musiker, wahrscheinlich auch der zeitgenössischen Komponisten dazu; hier wird das Urheberrecht zum Problem einer modernen Ästhetik. Darüber wäre einmal ein Aufsatz zu schreiben, wenngleich ich nun oft genug in anderen Zusammenhängen darauf hingewiesen habe.

Die Idee, meinen Text sozusagen aus einem Mutterbauch heraus mit beinah noch unbegrifflichem Wortmaterial zu schreiben, trägt weiterhin, beschäftigt mich jedenfalls. Es wird wohl schließlich so etwas werden. (Zu denken an ein Poem, dessen Ansatz Musik war und das vielleicht seinerseits vertont werden wird, was Anlaß eines wiederum neuen Poems sein könnte… usw. Was dann wieder eine Geschichte wäre.)


Tagesplanung



Tagsüber:
Proben beim Ensemble Modern:

11.00 – 12.00
Bach / Mozart: Streichquintett (m. Z. Kocsis)

12.00 – 14.00 Schoenberg: op. 11 und op. 19

15.00 – 16.20
Bach / Kocsis: Die Kunst der Fuge – Contrap. a 3 (Nr. 8)
Bach / Kocsis: Die Kunst der Fuge – Fuga a 4 Sogetti (19)

16.40 – 17.00
Jeney: Ricercare

18.30 Uhr:
Treffen und Essen mit Do

20.13 Uhr:
Nacht-ICE zurück nach Berlin.
(Ricarda-Junge-Laudatio vorbereiten.)

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