Sonnabend, der 20. August 2005.

9.14 Uhr:
[Kinderwohnung, Küchentisch.
Was von Mozart oder so; Dänen-Netzradio.]

Einen Arbeitsplan für heute aufzustellen, ist einigermaßen sinnlos. Wegen Verschlafens, mitdemJungenlangeimBettTollens, Wäschewaschenmüssens (Wäsche von sieben Wochen!), also MeinlieberWaschsalonspielens, in der Zeit dasBettmitdemStaubsaugerBehandelns, da es sich eigentlich nicht mehr um ein Bett, sondern um den in die Schönhauser verlegten Sandkasten des ‚Helmi’-Spielplatzes handelt, wegen EssenKochens und dannmitdemJungenwiederHinausgehens – na wegen all der Geschehen, die das Leben eines erotisch vagabundierenden Single-Vaters so ausmachen.

Aber zwischendurch den 7-Zeilen-Absatz ARGO (TS roh 230) von gestern komplettieren und schauen, ob mir ein Szenchen für SAN MICHELE einfällt. Außerdem NULLGRUND korrekturlesen; gestern kamen von den horen die Fahnen.

EvL ist ganz herzlich geworden, was sich auch darin äußert, daß sie mich leis mit irgendwelchen Männerproblemen ärgert, von denen sie aber extra nix weiter erzählt; indessen will sie wissen, ob der „Mann mit dem Harem“ jetzt etwa ein Eifersüchtchen habe. „No jo“ hätte da Buschheuer geschrieben, ich h ö r e den Klang, weil ich unmittelbar an Titania Carthagas thüringische Sprechfärbung erinnert bin; aber insgesamt ist die Assoziation unstatthaft, weil sie drei Frauen in eine mischt. Ich habe zu sowas eine Tendenz, das geb ich zu. Ich komm darauf auch nur, weil Buschheuer auf meine gestrige Freude über ihr Buch reagiert hat und nun auch da ein paar, allerdings kollegiale Mails hin- und hergehen. Außerdem hat sich Source wieder gemeldet, die etwas von ARGO las: Ich finde es herausragend, was Du als Variation aus diesem Thema gemacht hast. Die Szene ist unglaublich dicht, sie gefällt mir gut.

[Es geht um das erste und zugleich letzte, so vergebliche Treffen Kignčrs’ mit Frieling.]
Solche Bemerkungen tun mir gut, vor allem aus sowohl persönlich wie insgesamt kritischem Mund. Es fällt einem dann leichter weiterzumachen mit einem solchen ja irgendwie aufs Unabsehbare angelegten Buch (Massen an Motiven und die engst durcheinandergemaschten Strukturen, dazu ohne Verlag, ohne Geld fast usw.).
Und dann saß noch R., die ich fortan „die Wienerin“ nennen will, lange nachts vor der Cam, und ich durfte einen Exhibitionismus genießen, den beider Spieler Sehnsucht zugleich unirdisch schön und irdisch menschlich machte. ARGO-Szenen wie die mit Kignčrs speisen unter anderem hieraus ihre wahrhaftige Realität; es hat also durchaus einen poetologischen Sinn, daß ich immer wieder von solchem erzähle.

22.06 Uhr:

Haushaltskram, der Junge und Teil II des Herrn-der-Ringe-Films. Immerhin zwei hübsche Beispiele fünfjähriger Logik, deren eines einen entzückenden Witz hat, indes das andere seltsam nachdenklich stimmt.

1.
„Paps, weißt du weshalb ein runterfallendes Butterbrot immer auf die Butterseite fällt?“
„Nun?“
„Na-weil die bestrichene Seite schwerer ist!“
„Das ist einisichtig, das stimmt.“
„Dann muß man doch einfach nur beide Seiten bestreichen…“
Der Papa, einen Moment frappiert, muß dann ziemlich lachen:
„Aber Junior,dann fällt es doch in j e d e m Fall auf die Butterseite.“
Und der pfiffige Bursche: „Ja eben.“
War nur froh, daß er derzeit keine Butter mag; bei Marmelade etwa hätte er seinen logischen Sieg jetzt unbedingt eingestrichen – und mit völligem Recht.

2.
Ritual allabends:
„Ich liebe dich, mein Sohn.“
„Ich liebe dich viel mehr, Paps.“
„Das geht gar nicht, Adrian. Du weißt ja gar nicht, wie lieb ich dich hab.“
„Ich hab dich immer noch viel mehr lieb, als du mich lieb hast; dazu muß ich nicht wissen, wie lieb du mich hast.“
„Ich liebe dich aber noch mehr als du mich lieber hast als du gar nicht weißt, wie lieb ich dich habe.“
Und so weiter. Heute abend aber, nach kurzem Bedenken:
„Paps?“
„Ja?“
„Du bist viel größer und viel älter als ich: also hab ich dich viel lieber, als du mich lieb haben k a n n s t.“

Die Perfidie dieses logischen „also“s macht einen dann doch ziemlich stutzig.
(Jetzt schläft er.)

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