Mittwoch, den 14. September 2005.

5.03 Uhr:
[Wagner, Ring des Nibelungen III, Siegfried ff. Karajan.]

Mein Arbeitswille spinnt: 19 nach vier Uhr in der Frühe bin ich wach und munter. Dabei war ich erst nach eins im Bett. Na gut, wenn der Körper m a g. Offenbar hat das Rauchen mehr gezehrt, als as Unbewußte wollte, das demzufolge gegen seinen Arbeitswillen zu lange schlief. Witziger Satz, das. Also hoch, gleich den latte macchiato bereitet, dann eine schöne Nachricht einer Freundin gefunden; darauf ausführlicher geantwortet, als ich morgens vor der Arbeit möchte; aber es war mein Anliegen, so zu tun. Ich hab ja überhaupt keine Angst mehr, wegen so etwas aus dem Erzählfluß zu fallen. Also nur zu.

Gestern abend s e h r schönes Beisammensein mit G., dem Freund, in der Bar. Über die Liebe gesprochen, über, ja, das Schicksal, Liebes-Schicksale. „Aber sei aufmerksam“, rät er, „denk daran, was so etwas auch für die jeweils andere bedeutet… was da alles aufgegeben wird.“ Aber es werde in der Liebe, wende ich ein, zumal in einer solchen, immer nur gewonnen; darauf er: „Für die Liebe vielleicht ja. Nicht aber sozial. Nicht in der Rolle, die jemand gesellschaftlich spielt oder sich erringen will. D u hast immer deine Dichtung, darauf kannst du immer verweisen. Andere haben das nicht. Das bringt in die Liebe ein Ungleichgewicht. – Wie auch immer, ich sag dir ja nur: Was auch geschieht, dieses bedenke.“

Früher auf, aber später an ARGO, no jo, sag ich mal eben spöttisch hier.

12.58 Uhr:
[Händel, Ariodante. Musik zum Laufen.]

Espresso ist aufgesetzt, muß ‚gedrückt’, also heruntergezogen werden, der Hebel, wenn das Wasser durchs Ventil zischt. Hab tatsächlich bereits vier (!!!) Seiten ARGO neu geschrieben, dazwischen den dieswöchentlichen Newsletter fertiggemacht, war dann draußen, um meine fünfeinhalb Kilometer zu laufen und auch den ‚außerbeinigen’ Muskelkater etwas zu ärgern. Darauhin hab ich mich mit einer Müsli-Trockenobst-Joghurt-Eiweiß-Mischung zugestopft und wie ein Stein geschlafen. Hab das Gefühl, in einen Tag zwei hineinbekommen zu haben und den n ä c h s t e n Tag jetzt zu beginnen: Nach dem Espresso unter die Dusche, dann Analyse, dann gleich wieder an ARGO. Leider hab ich bislang noch keine Nachricht von Isherwood wegen der Opern-UA heute abend. Ich werd gegen 16 Uhr mal durchrufen.
Ach, schön dieser Händel. Sowieso. Zum Rhythmus ein flatterndes, welliges Ganzkörperzucken.

16.57 Uhr:
[Wagner, Ring des Nibelungen IV, Götterdämmerung ff. Karajan.]

Boah, dieser Wagner! Carola Ungefugger, ihre Tochter, Jason Hertzfeld und Siegfrieds Tod. Es geht um eruptive Gleichzeitigkeit und eben n i c h t um die Herstellung einer inneren gleichzeitigen Harmonie. Sondern um Entfesselung der zugleich wirkenden Kräfte. Wie bekomme ich das, was die Musik wegen ihrer akkordisch-vertikalen Struktur ganz natürlich von alleine kann, ins Literarische hinein, ohne ständig auf Metaphern ausweichen zu müssen? Dieses Problem wird mir, während ich zugleich höre, fühle, denke und schreibe, grad mal wieder klar.

5 thoughts on “Mittwoch, den 14. September 2005.

  1. sie haben kuerzlich mal geschrieben sie vertruegen “keine schlechten werte” und es hatte wohl was mit “koerper” zu tun? was genau meinen sie damit?
    (ich finde es leider nicht mehr)

    1. “Schlechte Werte”. Ich beziehe das – rein für mich – auf Leistungsergebnisse beim Sport. Sowie ich in der Routine drin bin, führe ich ein Traininsgbuch, in dem jeder Wert für jede Disziplin eingetragen wird. Beim Kraftsport jeder Wert für jede Muskelgruppe. Usw.
      Bei leistungsorientiertem Sport ist insbesondere beim Cardio-Training jede, aber auch wirklich jede Zigarette zu spüren. Hat man vorher oder auch am Vortrag geraucht, wird man meßbar langsamer und weniger ausdauernd. Da ich genau das nicht ertrage, höre ich, wenn ich Sport treibe, nahezu automatisch mit dem Rauchen auf, das bei mir ohnedies eine Art Bewegungsersatz zu sein scheint. So hat heftiges Herumfuchteln am Schreibtisch (das ich für mich selbst “dirigieren” nennen darf) ganz denselben steigernden Effekt auf meine Konzentration wie Nikotin; allerdings muß mich dazu eine Musik gepackt haben.

  2. wie oft gehen sie eigentlich zur analyse? (eine zeit mal hatte ich geglaubt jeden montag aber das scheint nicht zu stimmen) und danke danke danke dass sie sich immer so viel muehe mit ihren antworten geben zu mal mir nicht erkennbar ist was sie eigentlich davon haben (fingeruebungen hat jemand wie sie m.e. naemlich nicht mehr noetig)

    1. Es ist keine Frage einer Fingerübung. Wenn ich offen gefragt werde, antworte ich auch offen. Insofern nehme ich meine Leser ernst – oder versuche es zumindest.
      Dreimal die Woche: das ist die Antwort auf Ihre Frage. Die bewilligte Stundenzahl (insgesamt 300) nähert sich allerdings ihrem Ende.

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