Dienstag, der 11. Oktober 2005.

4.57 Uhr:
[Dallapiccola, Ulisse.]
Mit einem guten Gefühl hoch wie seit langem nicht mehr. Auch wenn es keine vier Stunden Schlaf gewesen sind. Aber ich habe etwas gesehen, das stimmt. Und das paßt. Das mir nachgeht und nachgeht, spazierengeht, sozusagen, in mir. So will ich denn an ARGO. Neben mir steht der latte macchiato und in meinem alten Hausmantel, den ich morgens jetzt ihretwegen immer anziehe, toben die Rattenböcklein. Es geht an die Coda, an die Stretta beinahe schon, dieses Dritten der fünf ARGO-Teile.

11.55 Uhr:
Gelaufen, Kraft trainiert, zwei Seiten ARGO geschrieben, sowie einen Paralipomenon und mehrere Notate formuliert, außerdem /?p=11993 ” target=_blank” onmouseover=”status=’Denn später hänge ja vielleicht weirweißwieviel von irgendwelchen Begegnungen ab.’;return true;”>>>>> eine sehr weiterführende Idee für die Kleine Theorie des Literarischen Bloggens gehabt… – und jetzt, während ich eine ziemlich ungewöhnliche, doch tatsächlich schmackhafte RohkostKombination in mich hineingable (Eisbergsalat, Knoblauch, Zwiebel, Kiwi, Apfel und sehr sehr viel Olivenöl; k e i n Salz, k e i n e Gewürze), lese ich >>>> h i e r (11.10., 3:10 am) einen so wundervollen Vertipper, daß man ihn auf keinen Fall korrigieren darf (vielleicht war er aber auch Absicht…):
die beiden berlins reichen sich die grusshand, stemmen sich aber mit der anderen nach
l i e b e s k r a e f t e n voneinander weg.

Gleich eine Stunde schlafen, bevor Elisabeth hier aufkreuzt, für die ich vorher auch noch etwas aufräumen, vor allem aber den Käfig der Rattenböcklein säubern sollte.




15.45 Uhr:


>>>> DIE NEUESTEN NACHRICHTEN AUS DEM LITERATURBETRIEB. Es gab wegen des entsprechenden Telefonates keinen Mittagsschlaf, es wäre eh nicht mehr an gute Träume zu denken gewesen. Hinter den Kulissen schäumt eine Form der üblen Nachrede, für die einen einsichtigen und nicht-irrationalen Grund zu finden mir restlos unmöglich ist. Klar ist jedenfalls, daß ich es absolut vergessen kann, in diesem Betrieb noch einen Fuß auf den Boden zu bekommen; man wird mich auszuhungern versuchen – und wenn ich Bücher wie die Ilias schriebe, das ist den Leuten ganz egal: Weg soll der Mann, weg weg weg! Und mit ‚ck’ müßte man’s schreiben…

Darüber kam ich dann auch nicht mehr zum Arbeiten, es war alles irgendwie verdorben, eklig, schal; es wird einem übel von so viel Miesheit. Jetzt geh ich Billard spielen mit Eisenhauer, danach treffe ich U. und G.; er wird gut sein, Freunde zu sehen. Die zudem vielleicht helfen. Heute hat Do, eine der von mir angeblich gequälten Frauen, meine Mietzahlungen übernommen, damit ich, von dem sie sich ja moralisch entsetzt und für alle Zeiten losgesagt hat, nicht plötzlich auf der Straße stehe. Was ich ‚meinen Frauen’ insgesamt verdanke, ist gar nicht zu ermessen; weshalb also sollte ich frauenverachtend sein? Weil ich den Körper, auch meinen, den eines Mannes, a c h t e?

6 thoughts on “Dienstag, der 11. Oktober 2005.

  1. befreundet sein Lieber Herr Herbst,

    könnten Sie auch mit Frauen befreundet sein, in die Sie Ihre… nennen wir es… Männlichkeit … noch nicht hineingesteckt haben und nie hineinstecken dürfen werden? Oder kommt das für Sie einer Enteierung gleich?

    Das fragt
    Donna Anna

    1. Was bedeutet “Enteierung”? Und weshalb diese Desavouierung der Organe?

      Aber, um zu antworten: Wo keine erotische Spannung ist, da gibt es auch keinen Geist. Andere mögen das anders sehen, dann mag man mit anderen Umgang pflegen. Wo aber ist da dann der Seximus? Ich stelle keine Regel auf, sondern bin nur auf der Seite des Lebens.

      (Ihre Formulierungen, Donna Anna, sind sehr verräterisch: Wie kriege ich weg, woraus ich stamme? Denn ich stamme n u r aus der Sexualität. Ohne sie wäre ich n i c h t s und nicht. Wieso ist es so schlimm, das dann zu ehren?)

    2. Nachfrage Auch wenn ich den Ton von Frau Anna als gewollt provokativ und auch irreleitend empfinde, doch eine Nachfrage rein auf Ihre Antwort, Herr Herbst.
      “Wo keine erotische Spannung ist, da gibt es auch keinen Geist.”
      Das heisst, in all Ihren Kontakten – ich gehe davon aus, dass Sie die geistlosen nicht freiwillig suchen oder über Gebühr am Leben halten – spielt erotische Spannung eine Rolle. Also auch im Kontakt mit männlichen Freunden? Und nochmals genauer: weibliche Freunde sind für Sie also immer auch erotische Geschöpfe und somit potenzielle Geliebte?

    3. Ohne erotische Spannung. Gibt es, glaube ich, g a r keinen Austausch, auch nicht mit Männern. Bei Frauen spielt aber für mich immer die Möglichkeit einer Vereinigung eine die Spannung haltende Rolle; das heißt aber nicht, daß es auf die Realisierung unbedingt angelegt wird, sie wäre eben nur m ö g l i c h. Man kann sich ganz bewußt, gerade wechselseitig, gegen eine solche Vereinigung entscheiden. Ist indessen diese Spannung im Verhältns zu Frauen nicht da, erlahmt in der Tat mein Geist; das körperliche, sagen wir pheromonale Desinteresse überträgt sich auf ihn. Und Sie haben recht: ‘potenzielle Geliebte’ trifft es. Ein nicht-erotisches Verhältnis zu Frauen ist für mich ganz und gar unvorstellbar; es sei denn, ich versachliche sie (also psychisch). In außengesteuerten Arbeitszusammenhängen ist das in aller Regel kaum vermeidbar; die von mir dort geleistete Arbeit wird dann zwar immer erfüllen, was gefordert ist, also genau so sachlich sein, nie aber begeistert-erfüllt.

    4. Ach was…. ! Die Tatsache, dass sich ein Mensch dazu bekennt, eine Sexualität zu besitzen, sie noch dazu bestimmend für seinen Geist zu empfinden, taugt den Kritikern zum blinden Draufschlagen. Mehr ist es nicht: ein Schlachtfest mit Totschlagvorwurf. Ein Sexist! Pfui Teufel!
      Anonym oder nicht… diese Anwürfe sind lächerlich!
      Wissen Sie nicht, gegehrte Dummköpfe, dass die Tradition der Körperfeindlichkeit eine weitaus ältere ist, als die des Feminismus? Merken Sie nicht, dass sie einem bornierten Neidreflex aufsitzen, den Sie unreflektiert übernehmen?

      Man kann konstatieren: Herbst ist heterosexuell… so what? Man kann weiterhin konstatieren, dass er einem bestimmten Beuteschemata aufsitzt…und? Sind wir nicht alle ein bißchen Bluna? Man kann weiterhin diesem log entnehmen, dass er einem exquisiten Narzißmus frönt … das ist nicht weniger als ehrlich.

      Wer noch NIEMALS lieber mit einem Menschen gesprochen, gearbeitet, gemailt oder anderweitig kommunziert hat, der den eigenen Eros kitzelte, als mit einem, der es nicht tat… der werfe den ersten Stein…aber dann bitte einen mit Effekt und spürbar angewandter Intelligenz.

      Apollonia

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .