Dienstag, der 25. Oktober 2005.

4.32 Uhr:
Etwas geträumt, das der Traum selbst, der über sich nachdachte, die objektive Situation eines kriegerischen Patts nannte: Beide Parteien sind so sehr verschanzt und verfahren, in ihrer Deckung, mit ihren Waffen, daß es nur noch helfen würde, das System zu verlassen… also auf beiden Seiten muß jemand unter dem Risiko, daß der andere zuerst schießt und man fällt, aus der Deckung herausgehen und mit dem jeweils anderen in die zivilisierte Verhandlung übertreten. Da andernfalls, in j e d e m Fall, auf beiden Seiten gestorben würde.

Das mußte ich eben festhalten, bevor der Traum in die erlöschende Erinnerung verfliegt; jetzt bereite ich schnell den latte macchiato.

4.49 Uhr Uhr:
[Robert HP Platz, fear from thunder.]
Wir saßen jeder vor einem Haus mit festgepackten Waffen hinter Autos, aber auch Stühlen (!), jetzt denke ich: sogar Schreibtischen, die ganze Situation verschränkte Presönliches (Privates) mit dem Allgemeinen unablösbar; Allgemeines meint hier etwa die terroristische Situation, die Verkantetheit fundamentalislamischer gegenüber westlicher (ökonomischer) Doktrin, was mich ja ungemein beschäftigt wie immer schon der Terrorismus seit den RAF-Zeiten, die ich als Pubertierender erlebte und die mich offenbar so nachdrücklich geprägt haben, daß es keinen meiner Romane gibt, in dem nicht wenigstens einmal ein Terrorist, und sei es am Rande, eine Rolle spielt. Das ANDERSWELT-Projekt beschäftigt sich hingegen von allem Anfang an mit Widerstandsformen kleiner Länder und Ethnien gegen die ÜberMächte: Wie k a n n man sich gegenüber denen behaupten, ohne sich – in den Grundlagen – anzupassen? Eine Frage, die mich nie verlassen hat. Es ist eine David-/Goliath-Frage und war eigentlich auch die Frage, mit der die Nach68er den langen, so schrecklich verlorenen Marsch durch die Instanzen angetreten sind. Also: Ist Gewaltlosigkeit tatsächlich eine Option, die der Widerstand der Kleinen gegen die Großen h a t? Oder gehört die Doktrin der Gewaltlosigkeit nicht selbst zur (moralischen) Strategie des Stärkeren, die dem Schwächeren auch die letzte Möglichkeit, sich zu behaupten, unter der Existenz wegziehen will?
So, ARGO. Dann – dringend – an den RobertHPPlatz-Text; aber ich will den Romanfluß halten, bzw. wieder herstellen. Der PlatzText muß morgen fertig sein; bereits am 29. soll er mit einer Sendung Platz’ vom WDR ausgestrahlt werden.

18.26 Uhr:
[Verdi, La Forza del destino.]
Nicht nur an ARGO 1 ½ Seiten geschafft, sondern auch den Text über Robert HP Platz fertigbekommen; er ist vielleicht ein wenig theorielastig, da will ich morgen dann noch mal beigehen. Es kann ihm nichts schaden, wenn er über Nacht abhängt. Aufnahmetermin: Donnerstag, 10.30 Uhr, ARD-Hauptstadtstudio. Um 11 gleich danach Analyse, das paßt gut.
Mit *** und Adrian dann im Kino gewesen; dieses Gefühl von Wahrheit und Zusammengehören; und dieses Gefühl, vorsichtig sein zu müssen, langsam, was mir immer so schwergefallen ist und -fällt. Aber die Blicke, all die Verwundungen und doch zugleich das Wissen, und dieser großartige Junge dazwischen, der ein einziges Ja! ist. – Die Buchgeschenke von der Messe übergeben, der Sohn sucht aus, was bei der Mama bleiben und was zum Papa soll; dann die Ratten ‚verpackt’ und mitgenommen; innig auf der Straße „bis dann“.
Nu’ sitz ich hier.
Den Kleinen hab ich morgen bereits, außer der Reihe, da *** arbeiten und unser Kraftbursch zum Judo gebracht werden muß: während er dort trainiert, werde ich laufen. Okay, das gehört ins DTs für morgen. Ich lalle etwas vor mich hin. Pardon.

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