Mittwoch, der 7. Dezember 2005.

4.52 Uhr:
Die Ratten trappeln aufgeregt, weil aus dem Käfig befreit, herum, ich kam pünktlich um halb fünf hoch und warf schon, während sich in der Küche die PAVONI erhitzte, die Anfangssätze der Opernkritik über Bieitos Inszenierung der „Madama Butterfly“ hin, neben mir steht der latte macchiato, gegen die Kühle im Raum hab ich fast zu viel Wolle am Leib.
Nein, heute beginne ich n i c h t mit ARGO, heute will ich die Begeisterung, die Bieitos Inszenierung entfacht hat, gleich in die Kritik weitergeben und erst danach wieder – ich schätze, gegen sechs – an die RomanÜberarbeitung gehen. Es wäre dennoch gut, käme ich mal wieder ein kräftiges Stück voran, sonst rutscht mir der Zeitplan weg, zu Weihnachten mit der Ersten Fassung auch des Dritten Teiles ARGO („Jason Der Stromer“) fertig zu sein. Aber auch der Vortrag drängt; immerhin muß ich Ende nächster Woche, um ihn zu halten, nach Siegen. Sò, liebe Leser, nix weitergeplaudert jetzt, sondern was getan…

6.22 Uhr:
Da war ich d o c h erschrocken, als ich eben über Jason Hertzfeld in die ARGO-Überarbeitung schrieb (als mir bewußt wurde, w a s ich da schrieb und über welch ein vom Unbewußten pfiffig verschoben-erfundenes Ich):




Und dachte an Michaela nicht mehr; von ihrer beider Begegnung war manifest nichts anderes zurückgeblieben als sein Trennungsschmerz von der Mutter und das Bewußtsein einer mit dem Vater verlorenen Kindheit.
Manchmal guckt man seinen eigenen Text an und ist baff.

(Die Opernkritik ist fertig; sie soll jetzt zwei Stunden ruhen, dann les ich Korrektur und schick sie sowohl weg, wie ich sie in Die Dschungel stellen werde.)

15.01 Uhr:




[Sibelius, Erste Sinfonie, die ich zugleich als mp3 an eine Reisende versende.]
Mein Kopf r a s t. Opernkritik ist raus, Links sind gelegt, an ARGO wurde gefeilt, eine Stunde schlief ich tief, erwachte indes nicht vom Wecker, sondern einem Gedanken. Und ‚multitaske’ zwischen Vortrag und Dschungeln und ARGO und dreivier Korrespondenzen. Telefonrechnung überwiesen, was sonst noch, automatisch, bezahlt ist, ich habe keine Ahnung… das eine Konto ist restlos überzockt. Doch der Kopf rast. Und mein Innres – ja, es sind die Organe – wartet auf eine Nachricht von ***, damit ich Karten für sie, unseren Jungen und mich bestellen kann. Alle Sehnsucht will nun träumen.
[Mahler, Das Lied von der Erde, Der Abschied, Thomas Hampson. Für >>>> eb.]

:15.25 Uhr
Die Welt schläft ein.

17.56 Uhr:
[Eötvös, Drei Schwestern.]
Nach einem Döner und zwei Tafeln Schokolade nun auch den formalen Ansatz für den Vortrag gefunden. Jetzt l ä u f t es. Teils aber s e h r philosophisch, das werd ich später ‚lakonisieren’ müssen.
Und ich lerne wieder auswendig, damit ich’s wieder kann:




Nirgends, Geliebte, wird Welt sein als innen. Unser Leben
geht hin mit Verwandlung. Und immer geringer
schwindet das Außen. Wo einmal ein bleibendes Haus war
schlägt sich erdachtes Gebild vor, quer, zu Erdenklichem
völlig gehörig, als ständ es noch ganz im Gehirne.

Rilke, Siebente Dunineser Elegie.

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