Sonnabend, der 14. Januar 2006

5.47 Uhr:
Es kommt mir vor, als läge es lange zurück: Filterkaffee, pinkene Kapuze der Trainingsanzugsjacke übern Kopf (da Sie das interessiert: jetzt geht der Reißverschluß der Jacke nicht mehr zu, wir werden Abschied nehmen müssen). Etwas trübselig bin ich wegen des Streits mit Eigner gestern; meistens kommt auf schöne Tage etwas Dickes grauslig nach. Was gegen die schönen Tage nicht spricht, im Gegenteil, nichts Schlimmres als diese buddhistische Art, ein Nichts anzustreben, ein Ausgeglichensein der Kräfte, dieses aufNichtsmehrsichFreuen und dieLustkleinhalten, damit auch der Schmerz klein bleibt.
U.F. hat ARGO I bis III ausgelesen, da ist er nun weiter als ich, 50 Seiten könnte man streichen wahrscheinlich, aber: …da ist dir ein lecker stück literatur gelungen. paar sachen müssen noch ein bißchen poliert werden, aber im großen und ganzen mag ich gar nicht glauben, daß das die erste rohfassung ist. also mach weiter mit teil IV, bin gerade so schön in schwung…Die erste Rohfassung i s t’s ja auch nicht, sondern die erste Überarbeitung (die bei mir Erste Fassung heißt), aber egal: g a n z so schlimm, wie mir das mitunter bei der mühseligen Korrektur jetzt vorkommt, scheint der Text nicht zu sein. Das entsprach meinem vorigen Eindruck, mag sein, ich hab Teil III jetzt zu oft durchgekaut und bin zu lange an ihm gesessen. Übrigens werd ich da jetzt gleich weiter drangehen.
Rauchentzug: Gestern war es gar kein Problem, nicht mehr zu rauchen; heute morgen merk ich den Druck. Gut, daß keinerlei Tabakware im Haus ist, ich wär jetzt verführbar: schon weil mir die Eignersache im Bauch dreht. Mit Frau von Meck darüber gechattet nachts, die mich etwas beruhigt hat, aber a u c h einen boshaft-ironischen Schlenker in ihre Repliken und Erklärungen plazierte: „Männer“.NvM: aber sie sind – denke ich – der perfekte partner um zu provozieren und sich selbst provoziert zu fühlen und eben damit in “scheingefechte” überzugehen, aus denen man dann mit einer “gesunden wut” flieht, die sich über den eigentlichen schmerz legt (…).
ANH: Das ist jetzt sehr einleuchtend. Dann bin ich ihm in die Falle gegangen.
NvM: ja. so kann man es sagen.
Gut, arbeiten. Ah ja eins, noch: Wegen der Veröffentlichung des Privaten und gewisser – notwendiger – Übergriffigkeiten kam gestern eine bedenkenswerte Mail einer Freundin. Ich stellte den Text gerne ein, muß aber erst fragen, ob das okay ist. (Ja. Wenn sich etwas für die Allgemeinheit nicht anonymisieren läßt – etwa durch Erfindung einer Figur oder durch Verstellen der Eckdaten – , und wenn dieses Etwas fair ist, dann f r a g ich selbstverständlich. Es muß aber allen Beteiligten klar sein, daß sich nahen Freunden und manchen aus anderen Gründen Eingeweihten nichts verstellen l ä ß t.)