Sonntag, der 9. April 2006.

8.33 Uhr:
Kurz nach halb acht wachgeworden, extra keinen Wecker gestellt. Lange mit >>>> June im Messenger gesprochen gestern nacht, über die VERBEEN-Produktion, über Lakshmi, mich; viel Wein dazu getunken; jetzt Kopfschmerzen. Es war ein Angsttraum, der mich weckte; kaum bin ich zurück, legen sich die Nöte wieder um einen herum. Nöte, die intensiv mit Hoffnungen verbunden und die erweisen, wie eng ineinandergewunden und wie dicht unter der Haut die Träume und die Realitäten miteinander sind. ARGO ist noch weit, Bamberg fügt zu allem noch mal einen recht eigenen Problemkreis hinzu, der sich aber a u c h wieder mit den hiesigen Nöten & Hoffnungen verschränkt. Alles ist ein Netzwerk. Auch s o kann man begreifen, was mir neulich jemand sagte (und da empfand ich als erlösend, was doch zugleich so geworfen macht): „Es gibt keine Trennung.“
Muß mal eben Zigaretten holen. Zudem muckt der Laptop wegen des neuen Netzzugangs. Daran hab ich zu laborieren. Katanga sagte gestern: „Dein Computer muß von Grund auf neu eingerichtet werden, da ist alles, aber auch wirklich alles durcheinander.“

Das wird viel Computer-Arbeit heute. Mal sehen, ob ich wenigstens mit Kabel ins Netz komme; der Wireless-Zugang streikt wieder.

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Die erste Tretbootfahrt des Jahres.

Und ein erstes Eis des Tages.

Sowie beim Warten auf das zweite.

20.52 Uhr:
Gerade nachhause gekommen (Kinderwohnung). Mit dem Jungen und seiner Mama in Ice Age 2 gewesen. „Wir könnten doch vor Donnerstag n o c h etwas unternehmen“, sagt sie, als ich die beiden danach zur Mamawohnung gebracht hab. “Nur morgen geht es nicht, da sind wir anderweitig verabredet.“ „Ruf einfach an; bei mir ist nur der Dienstag zu wegen einer Lesung in der Kulturbrauerei.“ „Ach ja?“ „Wenn ihr mögt, dann kommt.“ Es wird nun aber wohl Mittwoch werden. Völlig okay, in der nächsten Woche hab ich ohnedies Wege Wege Wege (hübsche Assonanz:) wegen Bamberg. Da dräut übrigens Ärger, ich hab die Hausordnung handschriftlich etwas modifiziert, die von der Villa Concordia zum Gegenstand des Stipendiums gemacht wird. Es finden sich Sachen darin wie: Bei dem Stipendium handelt es sich um ein Arbeits- und Anwesenheitsstipendium. Aus organisatorischen Gründen ist es notwendig, bei Abwesenheit von mehr als zwei Tagen das Sekretariat zu informieren. Für nicht fachbezogene Abwesenheit über einen Monat hinaus kann für diese Zeit kein Stipendiengeld gezahlt werden.Oder:Mögliche Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge und Auftritte bei Konzerten der Stipendiatinnen und Stipendiaten, die während des Aufenthaltes vom Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia veranstaltet werden, werden als Teil des Stipendiums betrachtet und darum nicht extra honoriert. Auch die erste Auflage einer Publikation in den Reihen des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia (Bamberger Bände, Bamberger Punkte, Bamberger Drucke, Oberfranken liest, CD) ist honorarfrei, weil sie als Bestandteil des Stipendiums gilt. Im Einzelfall wird darüber ein Vertrag abgeschlossen. Die Künstlerin bzw. der Künstler kann bei Publikationen des Hauses die Verwertungsrechte nicht an die VG-Bildkunst oder die VG Wort- und Wissenschaft abtreten.
Ich habe hineingeschrieben: „Akzeptiert, soweit nicht geltendes Recht oder durchs GG zugesprochene Persönlichkeitsrechte eingeschränkt werden.“ Mir gefällt das alles nicht, weil das Stipendium ja kein Arbeitsauftrag und schon gar kein Angestelltenverhältnis ist, sondern eine Auszeichnung für das Gesamtwerk. Ich bin überdies 51 Jahre alt und kein Kunstrekrut. Also da werden Sie von mir wohl noch einiges lesen. Was wiederum schade ist, denn eigentlich möchte ich mich ja wohlfühlen und vor allem in Bamberg a r b e i t e n, nicht aber Kleinkriege führen. Und ich möchte, daß sich die Leute d o r t wohlfühlen, zugleich; auf autoritäre Übergriffe reagiere ich aber heftig. Na, wir werden sehen.

Eine wunderschöne Szene im Abspann, wenn unser Junge vor der Leinwand posiert, über die projezierte Schrift läuft:

Und eben ruft der Profi an: ob wir nicht noch einen Wein trinken wollten:: er, U. und ich. Für den VERBEEN, also ihn noch anzuhören, sei es aber zu spät. Auch recht.

P.S.: Wireless funktioniert jetzt (Kinderwohnung).

0.07 Uhr:
Nach dem Gespräch mit U. und dem Profi noch eben d i e s. Toll ist auch, also bezüglich der >>>> Villa Concordia in Bamberg, daß man auf Fragen n i e eine Antwort vom dortigen Direktor selbst, Bernd Goldmann, und höchst selten eine Antwort von seiner Stellvertreterin, sondern fast immer nur von P r a k t i k a n t e n bekommt, und das mit meist tagelanger Verspätung (klar, weil die armen ja immer fragen müssen, was sie nun zurückschreiben sollen, also d i e können sicher n i c h t s dazu). Es wird hier ausgesprochen deutlich, welchen Stellenwert die Künstler offenbar haben, auf welchem Rang sie, für die das Haus doch geschaffen wurde, offenbar logieren: auf demjenigen von Praktikanten. So etwas ist mir noch nie so begegnet, weder in Schreyahn noch in Wiepersdorf und schon gar nicht unter Jürgen Schilling in der Villa Massimo in Rom. Und ich habe nicht vor, mir das bieten zu lassen. Mein Eindruck ist: man will die Künstler zurechtexerzieren. Es könnte aber sein, daß jedenfalls einige mit gleicher und wahrscheinlich e h e r haltbarer Münze zurückzahlen, etwa ich, vermittels Der Dschungel. Der Direktor hat sicher ein besseres Gehalt als ich mit meinem 1200-Euro-Stipendium, von dem – jaja, staunen Sie nur – auch noch 50 Euro monatlich einbehalten werden, für den Fall, daß ein Studio nach Verstreichen des Jahres nicht in gutem Zustand wieder übergeben wird. Dieses bessere Gehalt – und einige bessere Kontakte -, das i s t’s dann aber wahrscheinlich auch schon. Demütigungen anderer rechtfertigt ein Direktorengehalt ganz sich nicht. So erwarte ich nun eigentlich eine Entschuldigung.