Das konstruierte Chaos. (1).

(…) Collage/Montage leistet insofern Verzicht auf Autonomie, als diese Methode auf den Anspruch Verzicht leistet, ‚selbst zu erfinden’. Was das sein soll, müßte übrigens auch einmal untersucht werden. Die Dschungel tendieren .zur Auffassung, es handele sich um ein Mißverständnis, und auch das Selbsterfundene sei nichts als Reproduktion, aber unbewußte: vermittels Sozialisation. Insofern der Monteur hierum weiß, befindet sich die Montage ganz zweifelsfrei auf höherer Geistesstufe denn das ‘Originale’, das sich ja nur für ein solches hält.
Analoges gilt für den Popanz ‘Persönlichkeit’, denn so wenig der Monteur noch ans Originale zu glauben vermag, so wenig an die stetige Person, also das autonome (nämlich rechtsfähige) Ich. Paradox formuliert: Sein Selbst widerspricht dem Ich, durch das es sich konstituiert.
Andererseits aber garantiert er erst Autonomie, wenn er die gefundenen Partikel eben in andere Zusammenhänge stellt. Hierbei hilft ihm die psychologische Aufweichung abendländischer Anthropologie, insbesondere der des neunzehnten Jahrhunderts und seines Anspruchs auf Totalität.
Da hinein hat die Psychologie recht hübsch geschlagen, und das autonome Ich spritzte auseinander. Das haben aber unsere Straf- und Kunstrichter so wenig begriffen wie Staatsmänner, die auch noch an Souveränität, Staat und Gemeinschaft glauben. Denn was sich wissenschaftlich erklären läßt, muß determiniert und somit strafunfähig sein; entsprechend umgekehrt. Wer hingegen noch ans freie Ich glaubt, gibt damit gleichzeitig Medizin, Psychotherapie und jeden Resozialisierungsansatz auf. Nur der Monteur garantiert noch Autonomie, indem er sie als utopisches und nicht einklagbares Wunschbild setzt: Was den Protagonisten der künstlerischen Diskurse geschieht, sollte letztlich auch dem Subjekt (der Geschichte) geschehen.

[Aus einem Aufsatz für die >>>> DSCHUNGELBLÄTTER.
1985 geschrieben. Nunmehr zur Überabeitung.]

>>>> Montage 2

2 thoughts on “Das konstruierte Chaos. (1).

  1. die welt bin ich und das ist eine sache diese verzerrung zwischen der gewissheit und dem vergessen verursachte mir eine art schwindel, diese unschärfe ist im grunde eine solche des begriffs von eigentum, zahllose prozesse haben diese unsicherheit einer gesellschaft zum ausdruck gebracht, für die das sein auf das haben gegründet war, im gegenteil, es sind trickaufnahmen, ansonsten ist alles unbeweglich geblieben, nun ist aber diese identität so unbestimmt, imaginär sogar, dass ich weiterhin von „ähnlichkeit“ sprechen kann, ohne je das modell gesehen zu haben, doch leider ist mein forschen umsonst: ich entdecke nichts, niemand ist je etwas anderes als die kopie einer kopie, sei es äusserlich oder innerlich.

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