Reigen.

Für F. (2).

Nahm den Kopf den
Nacken Bog Dein
Widerstreben Seh’n

Wollt’ ich Wollt’ kein
Gerede keinen Trick
Nur sein

Es ist so schick
pc zu lieben
Ich aber reime Fick

Auf Geist Wir sieben
Seele aus dem Leib
Vertrieben

Weib
Die kleine Angst
Reib

Wovor du bangst
An meinen Zähnen
Du schwankst

Zwischen Sehnen
Und Autonomie
Zum Gähnen

Ist das! Sieh!
Und beiß endlich zu!
Meine Zunge ein Vieh

Soll sie bluten vor Du!
Soll sie sich winden
Im Nachtnu

Ich will dich finden
Dein Gischtmeer
Für linden

Kultivierenden Seewind
Ist später Zeit
Wenn wir erschöpft sind

Beide verwundet
Und der Schmerz tut so wohl
Das Geschlecht so erkundet

Ganz Pol
Noch der Mann und die Frau
Dipol

Ineinander lau
Zieht’s vom Fenster
Ach schau!

Lichtgespenster
Sie küssen vor Liebe
ergebenster

Gruß entkörperter vergangener Triebe
Verbeugungen Kleine Diener für unseremn Mut
– Denn ich b l i e b e.

Jetzt aber brenne vor Wut
Um aufzugehn:
Reiße mich! Entgrenzungsflut:

15 thoughts on “Reigen.

  1. F eines Gedicht.Brav angestellt.Wahre Begebenheit veredelt Wer will Sie da jetzt noch brandmarken wie beim letzten Mal?
    Was soll ich sagen? Liebe(straum)-vergänglich-utopisch-überbordend-kraftraubend-rebellisch-seelestreichelnd … es ist ein Wahn mit Sinn!

    1. Aber zwei Zeilen sind noc h nicht gut. Gruß entkörperter Triebe
      Verbeugungen vor unserem Mut

      Es ist das Wort von den “entkörperten Trieben”; ich brauche für “entkörpert” noch etwas anderes, damit die Zeile abschwillt. Und für die “Verbeugungen” muß etwas sinnlicheres, zugleich Ätherisches her.

    1. Wenn das “rap(p)en” i s t. Dann “rap(p)e” ich. Die von mir avisierte Form habe ich im Titel ausgedrückt, bin mir nun aber unsicher, ob es sich nicht insgesamt um das Ritornell innerhalb eines größeren Rondos, das “Leben” genannt wird, handelt – schon insofern, als sich das Gedicht bisweilen darin wiederholt; “Ritornell” also semantisch gesehen. U n d formal.

    2. bin ein wenig erstaunt. so abgekautes (von “Es ist so schick/Ich aber reime Fick” … bis “vor Wut/Entgrenzungsflut” etc) wortmaterial bin ich von ihnen nicht gewohnt, um es mal so direkt zu sagen; selbst wenn es formell gekonnt montiert ist.
      sie werden mir – hoffentlich – nicht gram sein, aber ich kann damit nichts anfangen. eben, wie ich mit den rappern nichts anfangen kann, die das reimen “neu entdecken” und auf niedrigstem niveau erfolgreich vermarkten. zielgruppe: teenies/jugendliche – was jetzt mit ihrem rondo nichts zu tun hat; aber wie gesagt.

  2. ich würde es gern vorgelesen hören : so stolpert es : für mich : durch ungleich lange : und ungleich akzentuierte zeilen : (siehe auch den reim : “Líchtgespenster” : […] : “ergébenster” ) : als hätte der reim : (siehe übergang von der zweiten zur dritten strophe) : sich im geiste : versiebt : in den inhalt

    ich weiß, ich weiß
    entgrenz die flut
    ist beiß mich beiß

    hier ein versuch, die ersten drei strophen der ersten anzupassen (horribile dictu):

    Nahm den Kopf den
    Nacken Bog Dein
    Widerstreben Seh’n

    Wollt’ ich Wollt’ kein
    Reden, Nicht-Trick
    wollt’ ich, wollte sein

    Ist so ur-schick
    pc lieben
    ich jedoch reim’ Fick

    dies sind überlegungen zur form… der inhalt gehört dir

    1. Ich bin derzeit damit noch sehr zufrieden. Gerade mit dem Flattern des Vesmaßes, den gegeneinandergekeilten Verschiebungen von sehr kurzen und längeren Phasen, die ja insgesamt eher kurz sind. Es entspricht genau dem, was geschieht. Die Form wiederum gibt – ästhetisch – die strenge Rondo-Vorgabe, semantisch wiederum die Verschiebung der gemeinten Bedeutungen von einer zur nächsten Zeile: Das Flirren eben.
      Aber diese Dinger sind sehr frisch, und ich mag in vier Wochen anderes denken. Stelzungen wie “Nicht-Trick” oder ur-schick, was schon ein Widerspruch in sich ist, kommen dem Problem, denke ich, nicht nah.

    2. ich sag’s ja : ich würde es lieber hören : ich geh’ als leser an den text : und stolpere : versuche es mir zurechtzubiegen : und habe probleme mit dem rhythmus

  3. Weiters zur Poetik. ANH
    (…) …genau ein Aspekt Der Dschungel: Zeigen und selber verfolgen können, wie Realität zu Kunst wird.
    HS
    ja, das ist ok… wenn es einem text schon gelingt, daß einer stolpert…
    ANH
    Ich denke, in dem ersten Gedicht der Serie gelang es, bei dem zweiten herrscht Uneinigkeit, und das dritte, das mir heute im Nu von der Hand ging, ist wieder perfekt.
    HS
    also die schreiber-verfassung legt der leser-verfassung unzählige fallen, in die die schreiber-verfassung selbst schon gefallen, weil sie ihm gefallen
    ANH
    Ja. Das Ganze hat etwas Widerstrebendes: d a s Widerstrebende nämlich F.’s. Darum, glaube ich, gefällt es mir so gut. Es e h r t sie.

  4. ich gebe parallalie recht, so ganz rund ist das in der tat noch nicht, wenngleich es für mich an ganz anderer stelle hakt: (…) Meine Zunge ein Vieh // Soll sie bluten vor Du! / Soll sie sich winden [bis hierher fliesst es noch, tanzt bisweilen an der einen oder anderen stelle…] / Im Nachtnu [… um sich hier gewaltig zu verstolpern, es gelingt mir beim besten willen nicht, hier einen rhythmus zu finden, der trägt, klingt, weiterträgt; allerdings sperre ich mich auch gegen das wort an sich] // Ich will dich finden / Dein Gischtmeer [… nochmal stockt es] / Für linden // Kultivierenden Seewind [… stockt weiter] / Ist später Zeit / Wenn wir erschöpft sind // Beide verwundet (…) // Ganz Pol / Noch der Mann und die Frau / Dipol [ganz pol — dipol?! ich *winde* mich innerlich! 😉 und wo ist der schöne _flow_ vom anfang hin?] // Ineinander lau / Zieht’s vom Fenster / Ach schau! // Lichtgespenster (…) [ah, kommt langsam wieder]

    es gibt auch noch das eine oder ander wort oder wortpaar, das mir weniger zusagt, vielleicht weil von mir als etwas gespreizt empfunden o.ä., aber was soll’s: wenn(!) es ingesamt *klingt* und *tanzt* ist das nicht mehr störend. nur ein von praktischer erfahrung unberührter pedant bemäkelte in einem guten film einzelbilder oder in einer musik einen klang allein für sich (was nichts über meine wertschätzung feiner ausdifferenzierung und die fähigkeit dazu aussagen soll).

    und ja, es klingt in der tat nach rap — na und? diese zutiefst *unfreien* und *piefig-deutschen* phobien bezüglich der populärkultur à la adorno, ach… das wusste auch z.b. ein rolf-dieter brinkmann besser. aber der war ja auch dichter.

    1. wasserscheu @brsma
      “à la adorno” – klingt wie ein gericht… also tun wir ihn ab? à la freud und à la lustig…? dem einen die ursachen, dem andern die phänomene.
      @anh
      “Eine Periode, die, metrisch konzipiert, nachträglich an einer einzigen Stelle im Rhythmus gestört wird, macht den schönsten Prosasatz, der sich denken läßt.” Benjamin, Einbahnstraße

    2. nein, kein gericht, dass TWA ein paar kluge dinge zu sagen hatte sei von meinem seitenhieb gar nicht in frage gestellt. seine ästhetische theorie kann ich aber, ressentimenttriefend wie ich sie wahrnehme (zu der darin ausgedrückten haltung gegenüber dem jazz bespielsweise, fällt mir im grunde ausser einem «peinlich!» nicht viel ein), leider nicht so ernstnehmen, wie es seither leider viel zu viele andere getan haben. es ist höchste zeit, den mann mal etwas von seinem sockel zu holen. und dafür z.b. dem benjamin (danke!), den ich für erheblich besser halte, mehr aufmerksamkeit einzuräumen. die hätte er nämlich verdient.

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