Daß man mit den F r e u n d e n nicht reden kann.

Auch nicht, wenn man Hilfe braucht. Weil Fußball ist.

(Was eine Welt. Es sterben in Gaza Menschen, es werden in afrikanischen, asiatischen Ländern andere Menschen gemeuchelt. Aber Fußball geht vor. Es kommen Kinder um. Man möchte selbst nicht mehr leben. Frau Merkel führt einen ausgezeichneten Wahlkampf. Plötzlich schießt das Verständnis für den Zyniker auf. Plötzlich begreift man. Daß man nicht dazugehört. Daß man fremd ist, immer fremd bleiben w i r d. W i e fremd man ist. Und daß man das ausdrücken muß, daraus etwas schaffen muß, das fürs Gegenteil steht. Daß man i n s o f e r n Kunst beerbt hat. In den ganz banalen Dingen. Denen man etwa so etwas wie Verdis Otello entgegenstellt. Und sagt: Liebe Leute, d a s ist es.)

[Nicht zu fassen. Die sitzen alle unten und starren auf den Bildschirm. Ich war kurz da. Mir wurde sowas von übel. Für ein K i n d ist diese Show okay, es ist eine Stellvertretung für Leben. Aber für Erwachsene? Die darauf starren, wie ein B a l l von ein paar Beinen herumgewutscht wird? Nein, ich gehöre nicht dazu. Hab momenan den Impuls, diesen ganzen Aufenthalt in der Concordia sausen zu lassen und mich in meiner Arbeitswohnung zu vergraben. Von draußen, über die Regnitz, dringen ‘Gemeinschafts’gesänge herein: “Au-eh! Au-eh!” Gejohle. K e i n “un bacio, un bacio ancora”. Sondern: Volks’geist’. Arbeiten kann ich aber auch nicht.]

3 thoughts on “Daß man mit den F r e u n d e n nicht reden kann.

  1. Aber d a s ist Haltung. Über die verkehrsreiche obere Köingsstraße in Bamberg sind nun nur noch drei Nationalfahnen gespannt: Frankreich Italien Portugal. Dort hat, wenn schon nicht der mögliche “Sieg”, so der Verlust doch – Stil. Nun ist man auch mitzufiebern bereit.

    (Erfahrungen sammeln, lieber Pätzold, konnte man jeden Tag bislang, wenn man nur auf die Straße ging. Man muß nicht in den Aufmarsch hinein, dessen Inszenierung so offensichtlich eine des Marktes und der Macht war, daß man schon gar nicht auch noch an eigenem Geld die Inszenatoren verdienen läßt. Erschreckend an der Inszenierung war: daß die Mitmacher sie w o l l t e n. Sie kauften ja, sie füllten ganz bewußt und voller Absicht die Kassen. Da war ihnen auch Mehrwertsteuer und Hartz IV egal. Vorhin las ich: hätte der Bundestrainer die deutsche Mannschaft zum “Sieg” geführt, wäre er gleich 50 Millionen Euro teurer gewesen. So etwas, angesichts gleichzeitiger Verarmung, scheint selbst die Verarmenden nicht zu stören. Da jubeln sie noch und heben die Hand. Toll ist auch, daß alle so tun, als hätten s i e gesiegt, wenn gesiegt wurde, als hätten s i e auf dem Spielfeld gestanden. Und wie siegreiche Rekruten in der Armee fielen sie höhnend über die Besiegten her. Dabei haben sie nicht einmal im Feuer gestanden und wären wahrscheinlich an Dünnknochigkeit zerbrochen, hätte man sie auf das Spielfeld geschickt. In beinah jeder anderen Sportart ist dies anders, völlig undenkbar beim Tennis, völlig undenkbar sogar bei Autorennen. Da sind die Leute k o n z e n t r i e r t, haben Achtung vor der Leistung und tun nicht so, als wäre es ihre.)

  2. Ich, gesteh ich, g e n o s s diese unglaubliche Leere auf den Straßen. Man hätte, abseits der Fußballleinwandplätze, die g a n z e S t a d t für sich haben können.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .