Ach deine Wunden bluten

noch immer schreibst du
(Sonnenlicht prallt auf den Tisch
Ich sehe Bänke, einen Stuhl, sehe Kies)
So laß sie mich lecken
(Sehe Brüstung aus Stein und sehe den Fluß)
bevor sie die Narbe vor mir verschließt
nehm ich ihr fließendes Blut in mich

(Sehe dich).

6 thoughts on “Ach deine Wunden bluten

  1. Versuch einer Übersetzung Las, tes blessures saignent

    toujours et toujours tu écris
    (le soleil éclate sur la table
    je vois des bancs, je vois une chaise et le gravier)
    Laisse-moi je te prie passer ma langue
    (Je vois la rembarde de pierre puis la rivière)
    avant qu’une cicatrice ne me devance
    j’aspirerai en moi son flot de sang

    (Je te vois)

    Für “Las,” im Titel entnehme ich den Ausruf den mittelalterlichen und renaissance Dichtern: klingt viel schöner mit “blessures” und “saignent”. Ich hoffe, das Komma stört Sie nicht.
    Die vierte Zeile: “je te prie”ist ein bisschen gewagt, aber ich bin sicher, das die Musikalität des ganzen besser ist.
    In der vorletzten Zeile habe ich ein Futurum eingeführt. Ist es im Sinne von dem, was Sie wollen?

    eine Frage:
    im Titel sind die “Wunden” im Plural und in der sechsten Zeile schreiben Sie die “Narbe” im Singular. Es stört mich nicht, aber…

    1. @prunier. Danke. Beim ersten Überfliegen wunderschön. Ich seh mir das aber morgen in Berlin genauer an; bin gerade im Aufbruch.

      (Die Stelle mit der einen Narbe bei mehreren Wunden ist ein wenig problematisch, da stimmt. Ich war/bin mir auch noch unschlüssig, ob sich “Narbe” hier metaphorisch verwenden läßt, während doch “Wunden” sehr konkret sind. Vielleicht ist aber gerade dieser Widerspruch reizvoll, da er den Wunden einen konkreten Schmerz gibt, an die das metaphorische Bild, das heilen will, eben nicht ganz heranreicht – so daß bei aller Hoffnung etwas Vergebliches mitschwingt Das Gedicht ist sehr jung, es muß erst noch Zeit haben, sich zu entfalten. Im übrigen möchte Diemann das Bändchen ohnedies erst im Frühjahr 2007 machen, weil er es ins Hauptprogramm mit hineinnehmen will. Insofern ist ohnedies noch Zeit.)

  2. Schreibfehler “rembarde” schriebt man mit “a”.
    Zeile5:
    (je vois la rambarde de pierre puis la rivière)

    Bitte um Entschuldigung !

  3. Danke Ich bin mit Ihnen völlig einer Meinung: “Narbe” im Singular klingt vieldeutiger, vergeblicher.

    Dass wir noch Zeit haben, freut mich sehr.

    Eine Bitte: verändern Sir nichts an diesem Gedicht! Die Struktur mit den Klammern finde ich grossartig; die Musik ist unerhört.
    (ich melde mich wieder Ende Juli… mit weiteren Versuchen)

  4. Und noch ein grober Fehler aber diesmal momentan endgültig !
    Ja, die erste Zeile hat mich nach dem Mittagsschläfchen stutzig gemacht… sie lautet so:
    ” toujours et toujours écris-tu”

    und nicht wie ich irrtümlicherweise schrieb:
    “tu écris”, was ja gar nichts bedeutet.

    Eines Tages werde ich auf diese “gestohlenen Briefe” zurückkommen… d.h. Fehler, die man gar nicht merkt, weil sie so grob sind, dass sie einen verblenden.
    Es kommt daher, dass man mit dem Rest sehr zufrieden ist und das einfachste vergisst.
    Ich bin noch seeeehr jung und es kommt aus meiner Jugendfrische (… ich bin erst 58 Jahre alt… ich muss noch viel lernen)
    Danke Alban Nikolai Herbst ! Sie schreiben uns so schöne Geschenke!

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