Arbeitsjournal. Sonntag, der 6. August 2006.

7.07 Uhr:
[Berlin Kinderwohnung, Küchentisch.]
Zum >>>> Chorischen Tagebuch finde ich folgende Mail einer Freundin:
das ist genial und beängstigend. Du musst gut auf dich aufpassen, dass Du nicht in mehrere Teile zerfällst – und dieses Projekt macht es nicht leichter. Da es aber sowieso unmöglich ist, Dich von einem so mächtigen Entschluss abzubringen, kann ich mich ebensogut auf die andere Seite schlagen und zugeben, dass es unglaublich verlockend ist und ich sehr neugierig bin, was geschieht. Aber pass bitte ein bischen auf.
Je mehr Beiträger daran mitwirken, um so besser wird der Text-insgesamt werden. Allerdings ist auch folgende kritische Anmerkung wahr:
Es bleibt ein rest – sagen wir – „eitelkeit“: die einzelnen beiträge figurieren unter „albannikolaiherbst“, wenn ich das recht verstanden habe. Wie kann im nachhinein gesichert werden, wer was schreibt? Sicher, das kann jeder für sich tun, was zumindest seine fiktionen betrifft, aber falls das anklang findet, wäre es eine frage, die zu klären ist. (…) Ich denke auch, Du willst auf etwas hinaus, was Du schon immer in Deinen romanen als sprünge von wirklichkeit zu wirklichkeit beschrieben hast. Diesmal nur delegiert auf tatsächlich diverse realitäten außerhalb Deiner autor-i(den)t(it)ät.
Ich habe so geantwortet:
Natürlich steht oben immer noch Die Dschungel drüber. Aber die Tagebuchbeiträger sind wie bei den Kommentaren mit i h r e m Namen genannt. Es ließe sich auch denken, wenn ein Beiträger tatsächlich öfter auftaucht, entweder einen Link auf ihn zu legen oder bei in den Fiktionären mit einer eigenen Biografie aufzunehmen – wie ich das >>>> h i e r mit GL. (…), Daniello und >>>> Titania, sowie mir selbst als Ribbentrop tat. Oder man macht für die Biografien je eine eigene Seite auf, etwa die kostenlose Version bei twoday – woraus sich dann ein ganzes Netzwerk neu entspinnen könnte. In der Hinsicht ist man ja völlig frei…

8.43 Uhr:
[ICE Berlin-Bamberg. Berlin Gesundbrunnen.]
In zwei Minuten starten wir. Ich mache mich für die >>>> Dritte Elegie bereit. Vielleicht schaff ich’s, sie bis Bamberg entworfen zu haben. Vier Stunden sollten für eine Rohschrift reichen. Es muß doch mal möglich sein, daß ich so häßliche Unterbrechungen wie die durch den Steuermüll endlich überspringe, ohne daß mich das immer einzwei Wochen Arbeitshemmung kostet.
Sollte ich n i c h t hineinfinden, les ich >>>> Menninghaus’ Schönheitsbuch weiter.
[ICE Berlin-Bamberg. Berlin Hauptbahnhof.]

13.49 Uhr:
[Villa Concordia Bamberg.]
Zurück. Viel hab ich nicht geschafft im Zug, den Anfang der Elegie aber d o c h hinbekommen. Außerdem rauscht mein Kopf von Sentenzen und Strophenteilen derart, daß ich auf dem Weg vom Bahnhof hierher dauernd stehenblieb, um die Verse im Notizbücherl zu notieren; allerdings hab ich noch keine Ahnung, w o ich sie und ob ich sie überhaupt verwende. Sowas etwa:Schönheit, immer, ist weiblich, denn sie trägt Teil am
Ungestalten im Innern, tiefseits der Labien.
Oder das:Es verlangt nach Zerstückelung sie (…)
auf daß die Stücke sich finden (…)
Und daran sofort dem Sinn nach angeschlossen:Anagnorisis ist j e d e s Erkennen von Liebe.Und als ich eben auf der Kiesterrasse saß und frühstückte, kam mir die Idee, daß möglicherweise Gedichte, anders als Romane, tatsächlich noch eine Zukunft haben, und zwar weil sie keine Handlung erzählen. Plots werden unterdessen so sehr viel besser vom Film erzählt, a l s plots, und Romane werden – jedenfalls meistens – doch eben wegen ihrer Geschichten gelesen und gerade n i c h t wegen der Form.

Es ist wärmer im verregneten Bamberg als im verregneten Berlin – mir angenehm, da diese Wärme mit schwüler Feuchtigkeit verbunden ist. Was ich mag.

Ah – und >>>> die Titelseite der Elegien fiel mir noch ein. Auch die Widmung, an z w e i Menschen, nur darüber schreibe ich hier aus Tagebuchsverbotsgründen nichts.

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