Arbeitsjournal. Donnerstag, der 10. August 2006.

10.07 Uhr:
[Berlin Kinderwohnung.]
Bei U. und dem Profi übers Vortragen >>>> der ersten vier Elegien versackt. Bin ganz erstaunt, teils gerührt, teils irritiert, wie sie ‚funktionieren’, – besser ausgedrückt: w i r k e n. Wo mir die Grenze zum Kitsch manchmal noch heikel ist, die >>>> vom gewollten Pathos getragen wird, schlägt mir Begeisterung entgegen. U., die aus der Branche kommt, sagte dann sogar noch: „Das ist mainstream!“ Woraufhin ich zusammenzuckte, so daß sich eine Diskussion über den Begriff anschloß, die mich dann schließlich wieder entharnischte: mainstream sei – aus ihrer, U.’s, Sicht – dasjenige, was viele Menschen verstünden. „Diese Elegien entfalten solch eine Berührung, das muß unbedingt auch ein Hörbuch werden.“ So kamen zu all dem Wein nachts um zwei noch Gin-Tonics dazu, und ich übernachtete dort, etwas, das ich sonst strikt vermeide, um morgens arbeiten zu können. „Du kannst sofort ins Netz, wenn Du magst, logg Dich einfach ein.“ Und abermals seltsam: Ich hatte nicht einmal L u s t, das zu tun, es war mir schlichtweg egal, was bei mir auf der Site loswar. Jetzt freilich finde ich die spannende Fortsetzung >>>> dieser Übersetzerdiskussion, in die dankenswerterweise auch >>>> Hediger eingegriffen hat, aus sozusagen tropischer Sicht. Und dieses Bild, das mein französischer Übersetzer Prunier beigesteuert hat, daß im Ersten Weltkrieg teils Gefallene wie Blätter an den Bäumen hingen und mit diesen oder vor diesen oder nach diesen hinunterfielen, ist furchtbar einprägsam.

Ich muß dringend duschen, dann will ich mit der Fünften Elegie beginnen. Den F l u ß will ich nicht hemmen. Also schiebe ich Pettersson noch nach hinten, vielleicht in den Anfang September, innerhalb von zwei Wochen sollte das Typoskript stehen. ARGO V beginne ich dann erst im Oktober. D r e i z e h n Elegien sollen es werden, des matriarchalen Mondjahres wegen: Monatsperiode von 28 Tagen mal dreizehn = ein Jahr. Meine Idee ist, es dem Direktor der Villa Concordia schmackhaft zu machen, diese Bamberger Elegien als Buch herauszubringen. Ansonsten wird sich jemand anderes finden, da habe ich unterdessen gar keinen Zweifel. Denn der ökonomische Aufwand ist, anders als bei >>>> ANDERSWELT, gering.
Verhandlungen mit einer großen deutschen Literaturzeitschrift sind im Gange, übrigens, ein Sonderheft allein zum ANDERSWELT-Projekt herauszugeben. Da ist nun ein Exposé zu schreiben. Und da ist ein möglicher Herausgeber der Ausgabe zu überzeugen, sie d o r t zu betreuen, obwohl er es eigentlich lieber anderswo täte.
Um eins seh ich meinen Jungen. Und morgen früh muß das Steuerzeug zur Beraterin.

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