Es paßt zu gut. Der Libanon und der Terrorismus in Deutschland, sowie in Europa: “hierzulande” also.

„Bombenattentäter gefaßt!“ titelt die BZ. Und: „Die Spur führt in den Libanon.“ Es geht um den vereitelten Kölner Anschlag auf die Bahn. Kurz vorher, wegen des terroristischen Londoner Attentats, blickte gerade in Boulevardzeitungen ebenfalls „die Spur in den Libanon“ fingerweisend durch. Pünktlich wird danach der „libanesischen“ Versuchsattentäter von Köln gefaßt, den man so lange nicht aufspüren konnte, als noch nicht klarwar, was man politisch mit ihm anfangen könne. Diese Wähnung ist bizarr, Die Dschungel wissen’s, aber sie können immer nur denken: Ist ein Roman gut gebaut? – und: Wie würde ich, um eine solche Erzählung glaubhaft zu machen, sie konstruieren? Hier sagt die Konstruktion: das paßt wie auf dem Reißbrett. Es ist z u sehr Reißbrett, ja sieht fast wie die heutige Landkarte des Nahen Ostens aus: mit dem intentionalen Lineal gezogen. Als sollte, wie seinerzeit die Mandaturen des Völkerbunds befriedigt, nunmehr eine breite Bevölkerung bereitgemacht werden, einen speziellen Kriegseinsatz im Ausland zu wollen. Daß das gelingt, ist um so wahrscheinlicher, als im Londoner Fall Bestialischstes aufgefahren wird: Mütter, die ihre Säuglinge als Bombenfutterale nutzen.
Wohlgemerkt, es k a n n so sein, daß libanesische, bzw. fundamentalislamistische Interessen hinter den Anschlägen und versuchten Anschlägen wirkten und wirken, aber es m u ß nicht so sein. Es gehört zu den unmittelbaren Characteristica des nach-aufgeklärten, weil sich medial vollendenden Kapitalismus, daß der Einzelne öffentliche Angaben nicht nachprüfen kann: daß er sie glauben muß oder eben n i c h t glaubt. Da die Medien ihrerseits interessenstrukturiert sind und ihre Verbreitungsmacht nicht nur behalten, sondern bis in die hintersten Haushaltungen perfektioniert haben, kippt Wissen vollends in Meinen und Aufklärung in Mythos – und zwar selbst bei kritischen Geistern, die eine ständige Wiederholung von Meinungen und vorgeblich recherchierten Angaben stumpft und die durch Wiederholung unbewußt umgestimmt werden. Eine nach-postmoderne Ästhetik muß das spiegeln und Formen der Kunst entwickeln, die dem Vorgang, der längst Zustand ist, adäquat sind. Auch ihre Aussagen lauten deshalb immer „als ob“ und „wie, wenn es wäre?“.

[Kybernetischer Realismus.
Poetologie.]

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