12:09
… also ein Ochs’: dem plötzlich ein großer Wagen erscheint, dem sie entsteigt, chauffiert von ihrem neuen Polarstern. Ihn vorstellend als den neuen Mann für ihre neue Zukunft. (Ho! der Wind läßt Läden krachen!) Er steigt aus und schaut mich drohend an. Der mich ent-setzende Mann. Als entzöge er mir das, was in ihrer Projektion ich hätte sein und werden sollen. Als hätte sie ihr Bild gefunden, dem ich niemals entsprochen. O der Vergeblichkeit aller Projektion. Natürlich gebe ich ihm die Hand. Und frage, wieviel Zeit ich hätte, meine Spuren hier zu löschen. Indes er mich ansieht wie ein Wachhund, mir bedeutend, vorsichtig zu sein und keine unüberlegten Bewegungen zu tun.
Es gärt! wie in dem Plastikbeutel voller Pflaumen, den sie Sonntag mit den Worten „Kannst du das dann wegbringen?“ im Gras hat liegen lassen. Bis heute lag er da. Und er entströmte diesen unverkennbaren Geruch der Gärung. Aufpassen mußte ich nur, daß ich keinen Schneckenkot in die Hände bekam.
Nein, sie ist natürlich noch nicht wieder da. Das Mobiltelefon schweigt. Auf den Schienen meiner Nervenbahnen ist sie allerdings schon unterwegs zu mir.
Zur Ortsangabe vgl. —> hier.
21:07
Das Mobiltelefon unterbrach sein Schweigen. Morgen abend, sie riefe dann aus R. an, weil die Züge von N. nach R. oft Verspätung hätten, und man nie sicher sein könne. Also, sobald sie den Anschlußzug habe. Ihre Frage nach meinem Befinden brachte mich in Verlegenheit, die ich mit einem „So lala“ abwiegelte. Dann später, als ich draußen saß, der Gedanke, Liebe sei ein sich Verdingen. Und es seien immer die Frauen, die dieses einfordern. Was macht so ein narzißtisch Veranlagter wie ich damit? Sich ins eigene Spiegelbild stürzen? das kein Ende hat? und nicht einmal einen Grund? (reason or bottom, that is the question…).