B.L.’s 10.9. – im von Schildern umstellten Gehege

18:55
Kein Platz heute fürs „Wesentliche“, nur ein „organizzar“ ohne „transumanar“ (Pasolini). Zunächst die seitenreiche Arbeit (Eisenbahntechnisches für Freitag, aber ich muß die Korrekturen mit einrechnen, die immer viel Zeit erfordern, weil erst da die wirkliche Suche nach der richtigen Terminologie beginnt: nur die „beweglichen Herzstücke“ und die „Zungenrahmen“ sind so gut wie gesichert), zudem geht morgen ein halber Tag drauf wegen anderer Arbeitsverpflichtungen in R.
Auch waren Gäste angesagt heute, und ich hatte mich zu einem meiner Nudelgerichte verpflichtet. Das war also vorzubereiten: Walnüsse knacken, Salbei und Knoblauch dazutun und alles hübsch klein zerhacken. Öl und Parmesan machen den Kuchen gel. Die Gäste: eine ehemalige Kollegin meiner Frau, die selbst hier irgendwo auf dem Lande lebt mit sieben Hunden, sieben Katzen und zwei Eseln (die ersparen die Motorsense). Die wiederum mit ihrer Freundin, die in Jerusalem israelische Gegenwartsliteratur unterrichtet. Am Schluß bat ich sie, mir das Grab der Lasker-Schüler zu grüßen, sobald sie wieder zurück sei.

Ist aber keine Israelin, sondern eine Italienerin, die in all das aus einer Laune heraus hineingeschlittert ist. Immerhin habe ich die E-Mail-Adresse. Vielleicht läßt sich darüber besser kommunizieren, als bei einem ersten Kontakt. Denn: Immer wenn ich jemandem zuerst begegne, zupfe ich eher an der Fremdheit des anderen herum, als daß ich diese Fremdheit abzustreifen versuche. Das geht so peu à peu, daß man am Ende meinen könnte, der oder die Andere interessierte mich gar nicht. Ich baue sozusagen ein Gehege um mich herum und stelle Schilder auf: Unbefugten ist das Betreten verboten!

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