Paul Reichenbachs Donnerstag, den 21. September2006. Auf Messers Schneide.

Das Messer spazierte mit elegantem Schwung, wie ein edler Stenz aus Ziegenhain, der seinen Griff sucht, durch die Küche. Sein Blick galt der schmalen unberingten Hand, die fast ohne Atmung , ruhig auf den Tisch lag. Einzig die kleinen Härchen am Ringfinger (anularius), dem Namenlosen, zitterten ein wenig. Ein damaszener Klingenauge zwinkerte über Eck dem Heftauge zu, das etwas kleiner war und hölzern schielte. Das Messer wartete, seine Augen an Klinge und Heft hatten sich zu Schlitzen verengt, die nur noch den Bildausschnitt der reinen Hand an die Netzhaut senden konnten. Es lehnte den Stock mit seinem verzierten Knauf an den Herd, trat vorsichtig, ohne Lärm zu verursachen, zum Tisch. Dort mit einem leichten Husch schlüpfte es in die liegende Hand, die leicht verwirrt, aber dann fest das Heft umgriff. Der am Herd stehende Ziegenhainer hatte eine Menge Geduld und wartete, wartete und wartete… Als das Messer nicht kam und auch auf sein drängendes Flüstern nicht reagierte, nahm er sein Einbein in den Griff, verließ achselzuckend die Küche und verschwand.

Als ich aufwachte, war es 7.00 Uhr. Ich war zu spät dran heute, und als ich ins Büro kam, war der schon da, der immer nervt… Hallo Paul, du bist ja heute spät, ich brauch mal ein Messer für meinen Apfel. Leck mich Fulbert, dachte ich. Das ist sein Spitzname. Sein Vorname ist eigentlich Josef und er ist unser Hausmeister. Wir nannten ihn deshalb nach >>>Heloise Onkel Fulbert, weil jedes zweite Wort bei ihm kastrieren heißt. Die muss man alle kastrieren, murmelt er meist. Nie wissen wir, wen genau er mit alle meint …

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