B.L.’s 29.9. – land schafft land

19:24

Kitsch ist die Darstellung der Wirklichkeit, die in Wirklichkeit nur ein kollektives Erinnern an ein kollektives Wohlfühlgefühl, dem der Augenblick nur die visuellen Aspekte abgewinnt. Insofern ist Kitsch eine Gänseleberpastete oder eine Leberwurst, bei der man ein „Oh!“ ausruft, sobald sie verstrichen auf einem frischen Frühstücksbrötchen der Zunge einen Postkartengeschmack beschert (wobei der Zunge der Geschmack der Briefmarkenrückseite erspart bleibt). Drum fotografiere man lieber nicht Sonnenuntergänge beim Spazierengehen, sondern bleibe in ihnen der Gegenwart gewärtig, die in einem ist durch die Wahrnehmung dessen, was ist. Und das was ist, ist immer außergewöhnlich. Selbst das, was sich tagtäglich scheinbar wiederholt, hat nie seinesgleichen. Das „übliche“ entsteht aus den undifferenzierten Analogien, die eine faule Wahrnehmung uns unterschieben will. (Bin selbst ein Opfer dieser Tücke – ich leugne es nicht.). Also danke ich diesem Sonnenuntergang, der ein schöner Abschluß des Tages war, und danke ihren leichenbitteren (wenn auch rotgeschminkten) Lippen, die sich bei meinem Anblick verzogen: Auch das ein Tag, dem der blasse Mond in der Mitte des vom Sonnenuntergang beschienenen Himmels nur beipflichten konnte.

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