Paul Reichenbachs Dienstag, der 17. Oktober 2006. Der Reim.

Heute Morgen schaute ich in mein Postfach und fand folgende Mail von montgelas, ich kenne ihn aus schweren Zeiten, die uns näher brachten. Irgendwie,obwohl wir uns nicht aus den Augen verloren, schlief der Kontakt ein. Die Erneuerung unserer Bekanntschaft , die man auch Freundschaft nennen kann, verdanke ich ANH und Bruno. In seiner Mail macht er mich auf Fährnisse, die beim Verse schmieden drohen, aufmerksam. Ihm ist wahrscheinlich nicht ganz klar, dass meine gestrige „Geigenlyrik“ ein Versuch war sich spielerisch einem schwierigen Thema zu nähern, das ConAlma positiv, durch ihre Kommentare, provoziert hatte.

Lieber Paul,
gestern Abend habe ich Deine ersten lyrischen Gehversuche beobachtet.
Der Anfang war ganz schön. Allerdings kommst Du wie alle Anfänger, das ist nur natürlich, sofort auf den Reim. Der Reim aber birgt große Gefahren, weil er tiefe Spuren in die Bild- und Klangwelt Deines lyrischen Ich gräbt. Die Folgen sind in der Regel eine Aufgabe der Autonomie des Autors und ein reimendes Zwangsverhalten des Protagonisten. Abgesehen davon, dass Reime heutzutage, werden sie von Anfängern genutzt, gern in Klischees abrutschen und zu Kitsch geraten, nehmen sie Dir die Freiheit in Bilder aufzubrechen, die Dir und Deinem Lebenshintergrund angemessen sind. Stereotypie ist der Tod der Poesie. Nur sehr große Dichterinnen und Poeten konnten die Zwangsjacke des Reimes in ein lässiges Sakko aus weichem Flanell verwandeln. Versuch doch mal, um im Geigenbild zu bleiben, Man Ray’s Bild in Verse ohne Reim zu bringen und habe Geduld mit Dir, denn kein Meister ist bisher vom Himmel gefallen. Ein Gedicht machen, dass ist wie Violinenspiel, es verlangt üben, üben, üben.

Dir eine gute Zeit!
montgelas

5 thoughts on “Paul Reichenbachs Dienstag, der 17. Oktober 2006. Der Reim.

  1. Lieber Montgelas, da fühl ich mich doch gleich mit angesprochen, war ich doch beteiligt am nächtlich spielerischen Dahintänzeln, das keineswegs zu einer ernsthaften Poesie führen sollte, sondern vielmehr eine andere (und, wie ich den Eindruck hatte) doch sehr anregende Form des p o s t i n g s war.

    Dass der Reim um des Reimes willen erstickt, ist klar; wesentlicher scheint mir der Rhythmus, den es nicht zu verlieren gilt, solange man sich noch in der Phase des Haltsuchens befindet. Danke aber für die wesentlichen Hinweise!
    Ich erlaube mir, das Bild mit in den Zug zu nehmen.

    Lieber Reichenbach, spielen Sie nur weiter, auch mit festem Bogenstrich!

    1. Liebe ConAlma ein Paganini werde ich nicht mehr, aber der feste Strich, der wird geübt.
      Gute Reise!

      P.S. montgelas betrachtet Spontanpoesie offenbar mit gleichem Ernst, wie er Pound’s Verse liest. Ich habe mich schon bei ihm bedankt und wünschte ihn mehr Humor. Er selbst, sie werden den Vers nicht kennen, schrieb in einem Reimgedicht! : Humor, das ist ein Ernst von Innen , der lächelt, möchte ich hinzufügen.

    2. Liebe ConAlma,
      das Pferd des selbsternannten Richters ging hier mit mir durch. Ich bitte um Vergebung und wünsche gute Zeiten.

      @ Paul Reichenbach.
      Wo haben Sie denn meine frühen Poesieversuche her ?
      Und Paul, schon mal Verse am ManRay probiert?

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