Paul Reichenbachs Freitag, der 12.Januar 2007. Total hypothetisch.

Was wäre, wenn ich nicht ich wäre, sondern ein Anderer.
Als Anderer würde ich nie im Leben während der Bürozeit nach Haus fahren, um im Briefkasten nach einer Paketbenachrichtigung zu sehen. Niemals hätte ich dann bei den Nachbarn geklingelt und gefragt, ob für uns Post da ist, sie sind höchst unangenehm und von der Sorte wie geht es ihnen haben sie auch gestern diesen traurigen Ehefilm gesehen, wo sich ein älteres Ehepaar immer so laut stritt. Und nie hätte ich heute an der Tankstelle meine Geldbörse liegen lassen. Mit allen Papieren! Bis jetzt hat sich noch niemand gemeldet, der Tankwart wollte anrufen, sollte meine Brieftasche auftauchen. Vielleicht gibt es noch ehrliche Menschen? Wäre ich ein Anderer dann hätte ich noch Hoffnung, dass meine Brieftasche incl. Autopapiere, Scheckarten und Bargeld wieder zu mir finden würde. Und die Tatsache, dass ein Paket mit Briefen noch nicht ankam, am Dienstag wurde es von Potsdam nach Rheinmain geschickt, würde mich als Anderer nicht beunruhigen, denn das die Post manchmal länger als versprochen Zeit braucht weiß, so scheint es, außer mir, doch jeder . Selbst unser Nachbar. Potsdam, meinte er, das liegt doch im Osten, die sind halt nicht so schnell, wie unsre. Wäre ich ein Anderer, dann hätte mich der Nachbar geduzt und mich vielleicht auch Paul genannt. Manchmal, nicht heute, glaube ich, dass ich ein Anderer bin. „Glaube ist Gewissheit ohne Beweise“, schreibt Amiel in seinem Tagebuch.

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