Paul Reichenbachs Mittwoch, der 31. Januar 2007. Credo.

N e i n .
Wie kommt >>>>ein alter Mann dazu seine sexuellen Vorlieben mir zu zuschreiben? Nie spielte für mich die äußere, oberflächliche – im doppelten Sinn des Wortes- Erscheinung, wenn ich mich verliebte und liebte, eine Rolle. Es war mir immer egal, wie eine Frau aussah oder wie alt sie war. Ihre Augen müssen vor Lebenslust sprühen, das macht mich an. Aber auch ein melancholischer Blick kann faszinieren. Und Hände lassen mich staunen. Gleich, ob sie die Narben des Alltags oder gepflegte Zärtlichkeit zeigen.
N e i n .
Ich kann der landläufigen Schönheit a la Pamela Anderson nichts abgewinnen. Sie langweilt mich. In gestylter Schönheit findet sich mehr Tod, als in jedem toten Stein. Und ich bewundere Bildhauerinnen und Bildhauer, wie >>>Camille Claudel, deren Schicksal mir nicht aus dem Gedächtnis flieht, und >>>Henry Moore, die den verborgenen Eros mit dem Meißel ins Licht heben oder ihn metallen leuchten lassen.
N e i n .
Ein wackelnder Hintern, eine Körbchengröße meinen mich nicht.
J a .
Das Geheimnis der Liebe und Lust, auch wenn das kitschig klingt, offenbart sich im singenden Blut. In der Hingabe und Wut zum Leben. Da werde ich schwach.

3 thoughts on “Paul Reichenbachs Mittwoch, der 31. Januar 2007. Credo.

  1. In dem Brief aus Fährbrücke. Liegt – wenn man bereit ist, die Verärgerung loszulassen – eine sehr tiefe Tragik – und es liegt auch Wahrheit darin., die deshalb um so dringlicher spürbar ist, als eine Art Verzweiflung herausspricht. Was f ü r den Brief spricht, ist seine Ehrlichkeit – die eines eigentlich Verlorenen. “Alles ist Biologie” – damit hat er ja recht; in seiner Abwehrbewegung übersah der Mann nur, daß der Wille zur Veränderung von Gesellschaft unter solch einem Prinzip selber biologisch determiniert ist – gehirnphysiologisch determiniert, meint das. Ob man ihn also hat oder nicht, ist insofern keine Frage der freien Entscheidung – “nicht einmal”, muß man sagen.
    Interessant und geradezu modellhaft den Aufwurf des Patriarchats wiederholend, ist in dem Brief die Reduktion der Mutter (Übermutter/symbolische Mutter) auf die Kuh; das findet sich in dem Brief in nahezu sämtlichen vom Geschlechterverhältnis erzählenden Bildern/Metaphern. Denkt man die alte Heiligkeit der Kuh unter den Brief, bekommt das Bild eine völlig andere Wahrheit. Das gilt auch für den Arsch, ohne den Paul nicht gezeugt worden wäre: Denken Sie an >>> die Venus von Willendorf und drehen Sie die hier verlinkten Bilder einmal herum. Dann wird geradezu schlagartig klar, wovon der Biefschreiber, ohne es selber zu wissen, spricht. Ich schlage, vor alle Wertungen des Briefschreibers zu streichen und den Brief dann noch einmal zu lesen.

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