B.L.’s 26.3. – Europäisches Sklavenleben

17.02
Es soll Leute geben, die arbeiten 8 Stunden am Tag. Und solche, die arbeiten gar nicht. Ich beneide sowohl diese als jene. Eigentlich müßte ich jetzt nach 12 Stunden noch weitermachen, aber die Konzentration hat doch etwas nachgelassen. Aber ich sollte nicht darüber schreiben, sonst kommen die Gedanken doch nicht davon los, obwohl die Papierstapel links von der Tastatur immer wieder den Blick einfangen. Und somit die Gedanken. Gucke ich nach rechts, ist da ein blauer Himmel. Na schön. Vielleicht sollte ich tatsächlich kalauern, denn was ich gestern schrieb, war doch etwas Anderes. Das hatte schon seine Beweg-Gründe [jetzt habe ich doch einen Kalauer: die Berliner können zurecht auch mit Bewag-Gründen zu tun haben: haha]. Die nicht dem Witz entsprangen. Ich merk’ schon, ich kämpfe jetzt gegen eine gewisse Sprachlosigkeit an. Einmal ging es mir tatsächlich so, daß ich kein Wort mehr in der Lage zu artikulieren, nachdem ich an einem Tag 80 Seiten übersetzt hatte. Ohne Korrekturen, versteht sich, da es nur um das Einhalten eines vertraglichen Termins ging. Was sich andernfalls pekuniär ausgewirkt hätte. Hackländer beschreibt so ein Übersetzerleben in einem Roman mit dem hübschen Titel „Europäisches Sklavenleben“ (der dort porträtierte alte Mann ist dabei, „Onkel Toms Hütte“ zu übersetzen). Am besten, ich arbeite doch wieder weiter. Wenigstens die Korrektur der Fahnen aus der Druckerei noch etwas vorantreiben: Petersdom (also das war jetzt eine Übersetzung vom letzten Jahr für einen anderen Kunden). Der andere Petersdom, den ich heute als Übersetzung abgeliefert habe, wird auch noch zu korrigieren sein. Ich kann’s schon nicht mehr sehen. Man begreift: bald ist Ostern und Rom belagert von Touristen mit Geldbörsen. Drum muß vor Ostern unbedingt gedruckt werden [noch ein Kalauer: und Druck ausgeübt werden (ohne haha)]. Ich hoffe, meine Lustlosigkeit genügend dargestellt zu haben [die eckigen Klammern sind die Buckel zum Runterrutschen]. Tagebuch halt.

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