B.L.’s 9.5. – Gegenwelt gesucht

20.48
Schön zu beobachten, wie meine Entscheidungsfaulheit hervorkam beim Laufen durch Möbel- und Do-it-yourself-Hallen. Alles sah ich da. Und zeigte in Gedanken auf zwei-drei Stücke, von denen ich dachte: das ginge. Und weil ich alles sah, erinnerten sie mich an die Sachen, an die ich sonst ganz sicher nicht gedacht hätte. Alles, was ich kaufte, war ein Memorystick für den PC und ein 10 Meter langes Kabel für die zukünftige Verbindung zwischen Telefonbuchse und PC. Eigentlich suchte ich einen Tapeziertisch für die Küche, auf dem ich dachte, die Kaffeemaschine und sonstige kleinere Elektrogeräte aufzustellen. Allerdings fand ich keinen. — Lassen wir das. Was ich allerdings auch merke: Es geht zur Zeit mit dem Schreiben nicht gerade gut. Es scheint nicht mehr seine Funktion zu erfüllen, mich aus dem (Ehe-)Alltag herauszukatapultieren, um mir einen eigenen Raum zu schaffen. Nun sind aber tatsächliche Räume da, die auf mich warten, und die ich mir – mutatis mutandis – als eine physikalische Realität geschaffen habe. In denen ich aber körperlich noch nicht bin. In denen aber meine Gedanken kreisen. Merkwürdige Situation. Das Schreiben schafft da jedenfalls keinen Ausweichraum mehr. Weshalb ich voraussehe, daß mein Schreiben selbst auch umziehen muß mit mir, und zwar in ihm gemäße andere Räume. Die scheinbar immer Metaräume sein müssen. Jedenfalls solche, in denen der Körper nicht zu Hause ist, sondern nur das Gedachte. Aber derzeit fällt ja das Gedachte mit dem Realen zusammen. Kurz, ich brauche neue Ziele, um weiterschreiben zu können. Und „Ziele“ ist noch ein harmloses Wort. Wahrscheinlich funktioniert das besser in der Gegenwelt einer Prosafiktion, einer gedachten Geschichte. Schlechter jedenfalls in Gedichten, die Momentaufnahmen sind, die nur kurz ein Anderes belichten, das vielleicht als Gegenwelt taugt, aber dennoch im zwie- verbleibt. Ich sollte mich also dazu aufraffen, eher diese changierende Geisteslage zu thematisieren, als nur zu beschreiben, was ich konkret auf die Beine stelle. Fazit: Ich brauche eine neue Gegenwelt. — Was mir auch das Wort „Anderswelt“ in ein ganz neues Licht rückt!

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