Arbeitsjournal. Freitag, der 11. Mai 2007.

4.46 Uhr:
[Gesualdo, Leçons de Ténèbre.]
Pünktlich hochgekommen, ich war sogar schon drei Minuten vor dem Weckerklingeln, rein aus „Eigenem“, wach. Latte machiato und an den Schreibtisch. Neben mir liegt der ARGO-Mammut, jetzt bereits in dieselben zwei festen Klemmhefter gepreßt, die schon für >>>> WOLPERTINGER und >>>> THETIS gedient haben. Jetzt werd ich also weiter nach möglichen „Stellen“ füs morgige Wettlesen blättern. Es stellte sich auch die Frage, wie ich meinen Vortrag präsentiere. Um darzustellen, aus welchen Zusammenhängen ich vortrage, wie weit etwa die jeweiligen Szenenpartitionen voneinander entfernt sind, also welche Bögen erzählerisch geschlagen werden, wäre es sinnvoll, den Kloß vor mir auf den Tisch zu packen und dann nach den Lesezeichen direkt aus dem Typoskript zu lesen. Andererseits kommt mir das zu motzig, zu angeberisch vor, mit solch einer Masse Text anzurollen. Exzerpiere ich aber und lese aus den entsprechend formatierten und ausgedruckten Seiten, ist der Eindruck ein ganz falscher – zumal mich so etwas immer dazu verleitet, neue Übergänge zu schreiben. Was soll das Auditorium denn dann berechtigt diskutieren? Vielleicht sollte ich es wirklich r a u h angehen und mitten aus dem Satz vorlesen, je mitten im Satz wieder aufhören und keinerlei Zugeständnis an ein Publikum machen, das – der Situation halber – tatsächlich nicht verstehen k a n n.
All sowas geht mir durch den Kopf. Und >>>> Gesualdos Responsorien der Karwoche passen eigenartig aufs Meditative meines Vorgehens.

21.28 Uhr:
[Am Terrarium.]
Jetzt h a b ich beide Stellen, die ich vortragen werde. Und bin endlich ruhig.
Mir kommt grad der Einfall, sie Ihnen morgen mittag kurz vor zwölf – unmittelbar vor meiner Lesung – beide in Die Dschungel zu stellen, damit Sie mitlesen können. Katanga vorhin, sogar: „Kannst Du nicht den Laptop einschalten und über einen Messenger die Webcam mitlaufen lassen?“ Theoretisch ginge das, aber es hängt, wie unterdessen immer, ein Urheberrechtsproblem daran. Wegen meiner Textstellen, also sollte ich im LCB einen offenen Netzzugang haben… das freilich ist zu überschlafen. Ich entscheide dann ad hoc.
In zwei Stunden hole ich Verleger Dielmann von der S-Bahn-Station ab. Wir trinken sicher noch einen Wein. Und morgen früh, von hier aus, wird um Viertel nach acht in Richtung auf den Wannsee editorisch-familiär gestartet.

23.12 Uhr:
[Arbeitswohnung. Britten, The five Canticles.]
Warten auf >>>> Dielmanns Ankunft, dabei letzte Vorbereitungen für morgen; vielleicht lese ich Dielmann meine Auswahl gleich noch mal vor. Dazu habe ich sie herüberkopiert und ausgeduckt, um bessere Übersicht zu haben und vielleicht auch noch ein paar Lektorats-Korrekturen anzubringen. Außerdem habe ich dann schon die Datei, die ich morgen unmittelbar vor meiner Lesung in Die Dschungel stellen kann. Das kann ich ja gut übers Mobilchen tun, wenn ich nicht an eine andere, schnellere Verbindung kommen sollte.
Und ich höre diese wundervollen Canticles – eine der größten Beruhigungsmusiken, die jemals geschrieben worden sind, zumal gesungen von dem wirklich einmaligen Counter Michael Chance.
So, ich muß zur S-Bahn-Station.

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