Alfred-Döblin-Preis 2007 für Michael Kumpfmüller.

Meine Favoriten waren neben meinem eigenen Text Jenny Erpenbek und Norbert Zähringer. Beider Texte waren hinreißend. Im übrigen kein Kommentar, vielleicht nur, daß Günter Grass ästhetisch s e h r alt geworden ist. Es kostet Menschlichkeit, die Achtung zu bewahren.

Im übrigen geh ich zur Tagesordnung über.

[Sämtliche Lesungen sollen noch heute abend >>>> hierüber als mp3s abrufbar sein. Somit werden Sie selber entscheiden und die Entscheidung bewerten können.]

14 thoughts on “Alfred-Döblin-Preis 2007 für Michael Kumpfmüller.

  1. Ich entnehme dem… … daß die ästhetische Bewertung heute (nur heute?) eine eher geringe Rolle gespielt hat und schlußfolgere daraus, daß die Entscheidung mit Politik zu tun hat. Und das hat ein G’schmäckle.

    Schauen wir doch alle mal in die Wikipedia: 11 Zeilen zu Kumpfmüller. Zwei davon werden von diesem Satz gefüllt: “Im Wahlkampf 2005 zur Bundestagswahl in Deutschland schloss er sich der von Günter Grass initiierten Wahlinitiative zugunsten der damaligen rot-grünen Regierung an.” (Darf man noch so viel zitieren heutzutage? – Egal: Googeln Sie Kumpfmüller + SPD…) Honi soit qui mal y pense…

    Lieber Herr Herbst, aus der Kenntnis Ihres Werkes und auch des Textes, den Sie heute gelesen haben, hätt’ ich Ihnen den Preis nicht nur gegönnt, sondern explizit gewünscht. Nicht zuletzt deshalb, weil Ihr Werk in vielfältigster Weise eben mit Döblin zu tun hat, ohne epigonenhaft zu sein. Und weil ich finde, daß bei allem, was Sie seit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar (1999 für den ersten Band der Anderswelt-Trilogie, aus deren abschließendem Band Sie heute lasen) geschaffen haben, mal wieder eine Auszeichnung fällig wäre. Eine, die Ihnen vielleicht auch ein paar Monate finanziell die Sicherheit gibt, einfach weiterzuschaffen, ohne jeden Morgen ein Gespräch mit einem Gerichtsvollzieher führen zu müssen…

  2. Es ist IMMER Politik und es spiegelt das wieder, was ich von der teutschen Maschine halte. Wenn ich mich echauffiere, dann hat das seinen Grund. Doch ich will hier nicht unken. Ich finde das ganze Getue eine hanebüchene Schande. Ich werde weiter polemisieren, da bleibt mir kein gutes Wort.

  3. ja, perkampus … das ist klar. ich hätte nur nicht gedacht, daß es mittlerweile so unvermittelt-dreist geht… und ich finde es schade, weil ich – jawohl – von grass sehr viel gehalten habe. (ich bin zu einigen teilen durch seine literatur sozialisiert worden, und das war in der ddr kein spaß: lesen sie mal blechtrommel oder hundejahre in einer einzigen nacht, weil sie die bücher definitiv nicht länger geliehen bekommen. und meinen 100-d-markschein begrüßungsgeld habe ich in einem kreuzberger antiquariat kleingemacht, um endlich diese bücher selbst zu haben…, aber das alles ist ne geschichte für sich)

    man kann hier in den dschungeln nachlesen, wie ich mit herbst dazumal über den zwiebeligen ss-zirkus diskutiert habe, weil ich einfach das bedürfnis hatte, ihm da beizuspringen gegen all die wadenbeißer. und jetzt kommt er so brachial-plump daher.

  4. @ perkampus: und jetzt stell dir vor, wir hätten selbst einen preis zu vergeben, du und ich (und wohldotiert noch dazu): würden wir nicht auch politisch urteilen und gewissen autoren – eben WEIL sie politisch aktiviert sind – den preis eben drum nicht geben?

    1. ja klar und da ich auch schon juror war (nicht im “betrieb”) und regelmäßig auch juries zu händeln habe – natürlich preferiert man das, was einem nahe ist. muß nicht mal politisch sein.

      aber ich erinnere mich, als juror auch gegen “freundschaftsbande” (was für ein wort!) votiert zu haben, wenn es sachlich gerechtfertig war, heißt: wenn andere leistungen besser waren als die eines freundes. das war den freunden eigentlich auch immer leicht beizubringen. weil: ein wettstreit ist ja keine freundehuldigungs- und nichtfreundeabstraf-einrichtung.

      wer einen wettstreit als juror mißbraucht (ich gehe davon aus, daß das realiter in 99% aller fälle passiert), muß eigentlich nicht jurieren oder preise ausloben. im gegebenen falle hätte grass mk die 15 schleifen auch so in die hand drücken können und danke sagen. – wir aber reden hier über einen preis, der von jemand ausgelobt ist, der nicht ein namenloser geldverschenker ist, sondern ein literatur-nobelpreiträger und insofern “vom fach”, und der preis trägt einen namen und brüstet sich mit dem 50. todestag des namengebers. da erwarte ich – naiv wie bin – einfach ein anderes niveau.

      auch wäre vom LCB ein anderes organisatorisches niveau zu erwarten. daß – wie herr herbst schreibt – heute abend die mp3s der lesungen herunterladbar seien – ist frommer wunsch geblieben. aber wenigstens steht noch da, bis wann und wohin die texte zum nun beendeten wettbewerb einzureichen sind.

      auch kleinigkeiten zeigen, wie ernsthaft so manche leute bei der sache sind…

    2. sippe @hediger: richtig, so würde die entscheidung stattfinden und zwar weil es um literatur zu gehen hat, deren künstlerisches element zu bewerten ist und nicht deren wirkung auf die zufriedenheit einer zur kaste zusammengerotteten sippe.

    3. @Sturznest. Heikler Sprachgebrauch für etwas, das doch bloß Kader & Korrumpel meint. Da geb ich Ihnen recht. Das Schlimme an Verletzungen ist, daß ihre Heilungssuche sich gern wahllos mit dem Falschen verbünden, mit dem Irgendwas-Nächsten – bloß weil’s ein wenig zu lindern scheint.

  5. Nicht aufgeben! Nun, da es zuvor nicht ganz unbekannt war, dass ein alternder Herr G.Grass, immerhin Mitbegründer des “Döblin-Preises”, inmitten der Jury sitzen würde, hat es mich nicht sonderlich überrascht, dass er seinen offensichtlich noch immer weitreichenden Einfluss, wie einst bei der “Gruppe 47”, auch hier dementsprechend geltend machen würde. Dies ist eine weitere Niederlage für die junge deutsche Gegenwartsliteratur, trotz der letzten Verleihung des Bachmann-Preises an eine junge Autorin, die jedoch keine wirkliche Schriftstellerin ist, und auch nie war. Denn man vergesse nicht, Journalismus und Schriftstellerei sind zwei Grund verschiedene Paar Schuhe.

  6. RE: Juroren sind zwar Arschlöcher, aber immerhin auch Menschen Wenn ich “jethro” so selbstgefällig reden höre, dann wich`s ich ehrlich gesagt auf jeden Preis, der öffentlich ausgeschrieben wird, und den es zu verleihen gilt!!

  7. Ich übersah Zitat: …und ich finde es schade, weil ich – jawohl – von grass sehr viel gehalten habe. (ich bin zu einigen teilen durch seine literatur sozialisiert worden, und das war in der ddr kein spaß: lesen sie mal blechtrommel oder hundejahre in einer einzigen nacht, weil sie die bücher definitiv nicht länger geliehen bekommen. und meinen 100-d-markschein begrüßungsgeld habe ich in einem kreuzberger antiquariat kleingemacht, um endlich diese bücher selbst zu haben…, aber das alles ist ne geschichte für sich)

    …”bin durch seine Literatur sozialisiert worden”, was für ein Schwachsinn; kann mir bitte jemand helfen?

    1. Dann will ich Ihnen mal selbst helfen… … wenigstens ein klein bißchen: sozialisiert heißt u.a. auch, daß man sich nicht im ton vergreift.

      und herrn herbst der jungen deutschen gegenwartsliteratur zuzuschlagen – das ist zum piepen. die nicht “wirkliche schriftstellerin” passig auch…

      mit allem anderen helfen sie sich bitte selber.

  8. wo haben sie denn lesen gelernt, sie netzkritiker? wann und wo vor dem döblinspektakel gestern hat herbst über preis und stifter geätzt? einfach mal bei den tatsachen bleiben!

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