B.L.’s 15.5.-28.5. – Umzug


21.41
Was ich schreibe, kann ich nicht gleich einstellen: das analoge Modem funktioniert plötzlich nicht mehr, und das DSL-Modem ist noch nicht da, obwohl mittlerweile 13 Tage vergangen sind. Vielleicht kann ich das morgen bei der Schwägerin in Amelia einstellen, falls nicht doch das Modem kommt. Zwar ist alles so eingestellt, wie mir die Telecom angegeben hat, aber das alte Modem will nicht. Fast wäre ich in einem Moment der Panik losgefahren, auf eigene Faust eine DSL-Modem zu kaufen. Aber dazu war ich dann doch zu schlaff. — Der Abschied heute morgen war einerseits durch meine Hektik geprägt, noch die letzten Kartons vollzupacken, andererseits durch das Gefühl, ihr ein Allein zurückzulassen. Ich hörte es aus dem Tonfall heraus, in dem sie „ciao“ sagte, ich sah es an ihrer Kopfhaltung. Die nur kurz wagte, zu mir herüber zu blicken. Und so fuhr sie dann zu Arbeit. Gegen halb neun kamen die Umzugsleute: 6 Mann hoch. Derjenige, der mir das Regal ab- und anmontierte kommt aus diesem Ort: Fornole heißt er, der Ort. Ein anderer aus Moldawien, der zur Zeit des Mauerfalls bei Berlin seinen Militärdienst abgeleistet hat, auch wenn er bedauere, damals nicht nach Afghanistan geschickt worden zu sein, denn es gefalle ihm, sich mitten im größten Durcheinander zu befinden. Und ist nun schon seit 7 Jahren hier in Italien. Jedenfalls war er der Gesprächigste. Mal sehen: er bot mir seine Dienste an, was das Streichen der Wände angeht. Das mache er in einem Tag mit einem seiner Kumpel. Aber erst muß ich die Kisten auspacken. Der ganze Umzug war dann mittags erledigt. Die Regale wieder montiert. Natürlich noch leer. Lediglich Bücherstapel aus bereits geleerten Kisten. Unsortiert. Der Preis akzeptabel. Ich fürchtete mehr. — Der Hund muß beim Wegfahren von der – ja, wie nenn’ ich das jetzt? – sagen wir: vom Haus im Grünen gemerkt haben, daß da etwas nicht stimmt. Er rannte vor meinem Auto her, als wolle er mir zeigen, er würde doch immer dort vor mir ankommen, wohin ich auch fahre. Es hat mir ein bißchen weh getan. Auch das. Aber ich hatte schon vorher entschieden, noch einmal zurückzufahren, um IHM zu essen zu geben, und um im mittlerweile leeren Arbeitszimmer dort den gröbsten Dreck von den Wänden (Spinnweben hinter den nicht mehr vorhandenen Regalen) und vom Fußboden wegzufegen. — Na immerhin, seit meinem Umzug nach Italien im August 1985 die erste Nacht, die ich wieder in einer Wohnung verbringe, die nur mir gehört. Ich muß mich (sich) einspielen.

[16.5. – 21.50] Ich bemerke kleine Veränderungen an mir: Beispielsweise saß ich heute abend in der Küche, die Füße in der Wanne, die ich heute gekaufte hatte und zu diesem Zweck mit recht warmem Wasser gefüllt habe. Pediküre. Es wurde langsam Zeit. Da ich mich nicht mehr vor ihr schämen muß, brauche ich mich auch nicht mehr vor mir zu schämen, wegen der Fußnägel, und auch während ich sie abschneide, um nicht sehen zu lassen, wie lang sie geworden sind mit der Zeit. Um diese meine Schamlosigkeit zu unterstreichen, fing ich u.a. an, ein plattes pornographisches Gedicht zu schreiben, das aber nicht zur Veröffentlichung vorgesehen ist. Vielleicht mache ich das ja weiter. Die Idee jedenfalls gefällt mir. — Noch kein DSL-Modem da, so daß ich zur Schwägerin nach Amelia mußte, um die Post zu kontrollieren, eventuelle Attachments im Memorystick zu speichern. Immerhin hängt die Arbeit sehr vom Internet ab. So aß ich dann auch noch einen Teller Spaghetti und ein Stück Fleisch. Ich selbst kann ja noch gar nichts kochen. Das jedenfalls klappte. Nicht aber, mich irgendwo als User anzumelden. Ich hätte auch die Mehrwertsteuer bezahlen müssen, aber nichts (bezahle ich sie halt in einem Monat mit einem kleinen Aufpreis, was meinem Konto derzeit dennoch bekommt). Ich wollte kurz bei ANH auf meine Modem-Probleme hinweisen, twoday aber akzeptierte meinen Account nicht. Ebenso anderswo. Ich glaube, es liegt daran, daß der PC meiner Schwägerin mit den Spielen der Zwillinge überfrachtet ist, was auch diese Funktion blockiert. Keine Ahnung. Aber als ich auf die Schnelle eine Übersetzung von ein paar Zeilen im Format Excel machen wollte, brauchte das Programm ewig lange, um beispielsweise die Symbole anzuzeigen, weil ich ein „ü“ brauchte, was sich über alt+129 nicht eingeben ließ. Ich selbst habe da hier keine Probleme: ich stelle die Tastatur auf Deutsch um und weiß dann, daß das „ü“ dort ist, wo auf meiner doch immer italienischen Tastatur das „è“ ist. — Außerdem: Jazz über Kopfhörer, während ich schreibe. Eine Sample-CD: Jetzt Oscar Brown Jr.: Brother, where are you? All diese kleinen Veränderungen mögen auch daran liegen, daß ich derzeit nicht ins Internet kann. Sonst klickte ich um diese Zeit von Blog zu Blog. Und nu Ella Fitzgerald. Ich glaubte nicht, noch mal wieder Gefallen an diesem Swing zu finden. Aber jetzt tut er mir un-heim-lich gut! (Ich muß mal gucken, ob es drahtlose Kopfhörer gibt: Denn bei Musik ziehe ich die vor. So daß ich dann Bewegungsfreiheit (in jeder Hinsicht) habe. (Vom Auspacken der Kisten schweige ich…)) — schon wieder Ella Fitzgerald: ich muß an eine angenehme (Seelen-)Seife denken, sehr amerikanisch clean. Eine mild modulierte Dusche.

[17.5. – 21.30] Immer noch keine Modem-Lösung. Also beschloß ich, nach Terni zu fahren, mir ein drahtloses DSL-Modem zu besorgen, denn die Verkabelung ist doch zu kompliziert und unpraktisch. Ich schließe es an: kein DSL-Signal. Das analoge Modem schwieg nach dem Installationsversuch des USB-Stick für das DSL-Modem völlig. Anruf bei der Telecom: Da sei wahrscheinlich die DSL-Leitung noch nicht freigeschaltet. Freundlicherweise schien er irgendeine Anmahnprozedur abzuwickeln, jedenfalls behauptete er es. Nun habe ich das aber schon am 2. Mai in die Wege geleitet. Telefon jedenfalls funktioniert. So daß ich heute eine Arbeit (zusätzlich zum beängstigend langsam vorangehenden Michelangelo-Aufsatz) per Fax erhielt 20-30 Seiten Vertragliches. Gut. Meine Tage sind ja nun lang, falls ich nicht durch Probleme wie Modem usw. nervös und konzentriert werde. Heute abend dann im Hauruck fast alle Kisten fertig ausgepackt und die Wohnung mit Bücherstapeln gefüllt. Bis F und Goethe teilweise steht die Schöne Literatur auch schon im Regal.

Heute abend mit Live-Aufnahmen der Who über Kopfhörer: grad fängt mein Lieblingsstück an: „Magic Bus“, aber das viertelstündige „My Generation“ hat es auch in sich: Zerstören! — Noch eine kleine Änderung im Alltagsleben: Ich habe erst gegen 8 angefangen mit dem täglichen Wein (nicht wie sonst am frühen Nachmittag), so daß mir wohl heute der eine Liter reichen wird. Ich würde es gern auf eine Bouteille am Abend runterschrauben. Und dann lieber etwas besseres als die billigen Tetrapack-Weine. Natürlich könnte hier im Ort zur Weinkellerei fahren und mir 5-Liter-Ballons holen. Nur fürchte ich, daß die Menge auch den entsprechenden Durst steigern wird. Also lieber nicht. Dennoch hängt das Trinken mit meinem Schreiben zusammen. Ich kann’s nicht wirklich trennen. Es macht „die Redseele locker“ (ich glaube Wollschläger in seiner Anna-Livia-Plurabelle-Übersetzung). — Ich muß auch an sie denken. An die Fehler. Die wir machten. Aber sie liegen in den jeweiligen Charakteren begründet.

[18.5. – 21.27] Ohne Internet zu leben ist ein allemal unaufgeregteres Sein. Nach der anfänglichen Panik beruhigt mich mittlerweile die Möglichkeit des Supermarktes in Amelia, soweit es die Arbeit angeht. Scheinbar muß ich so etwas geahnt haben, als ich kurz vorm Umzug mir doch endlich so einen Memory-Stick kaufte. Also auch gut, mal nicht Hans Dampf in allen Gassen zu sein. Die Texte kommen dennoch. Und auch so : im Off. Es reicht zu wissen, für wen und für was sie sind. Dabei HILFT natürlich die Perspektive, es dann bei endlich vorhandener Internetverbindung doch einstellen zu können und lesbar zu machen. Das ist mir schon klar. Dennoch mag ich aus der momentanen Pause ein Positives für mich zurechtschneidern. Und es paßt mir. Natürlich kann ich nichts mitlesen. Die Zeit im Supermarkt heute war zu kurz. Jedenfalls ist der Internet-Point meiner Schwägerin vorzuziehen, an deren von Computerspielen der Neffen überladenen PC mir nicht mal die Accounts akzeptiert wurden. — Da ich doch noch etwas bei ihr vergessen und die Schlüssel beim Auszug tatsächlich im Briefkasten gelassen habe, rief ich sie heute doch endlich an. Das Telefonat verlief sehr sachlich (und ich spüre, daß ich Gefühle zwar haben, aber nicht äußern darf, weil ich gleichfalls spüre, daß sie Abstand gelernt hat und nun das Gelernte in eine ihr gemäße Praxis umwandelt (… hat zu tun mit meinen Phantasien über gelegentliche Treffen (aber das liegt wahrscheinlich am Ablösungsprozeß und hat etwas sehr muttergebundenes, wie ich ja auch noch vor nicht allzu langer Zeit versuchte, mir das Verschwinden der Mutter verschwinden zu lassen in einem Mich-an-das-Gewesene-dennoch-klammern-zu-wollen (dasselbe gilt für das Ende der Beziehung, die derjenigen zu meiner Noch-Frau voraufging (was dann eine aus solchen Situationen auch und besonders begründete Herzneurose hervorrief (Medikation damals: Beta-Blocker (was dann mit der neuen Beziehung zu ihr plötzlich verschwand))))). Jedenfalls ginge es weder heute noch am Wochenende. Am besten Montagnachmittag. Also Montagnachmittag. Und muß unwillkürlich lächeln beim Schreiben dieser letzten Sätze. Sachlich. Und kühl bis ans Herz hinan. Aber dennoch ein kleines bißchen außen vor. Zumindest, was mich betrifft.

[19.5. – 20.37] Es ist nicht gut, die Texte nicht gleich ins Netz zu stellen: sie stehen für den einen Tag, zumindest für mich. Heute sind sie nicht mehr wahr.

[21.5. – 21.07] Alle Aufregung ist vorüber, denn die Bücher sind eingeräumt bzw. säuberlich gestapelt, sofern es sich um solche der sonstigen Kategorien handelt, die nichts dafür können, daß der Platz in den vorerst vorhandenen Regalen nicht ausreicht. Selbst das Internet-Problem verwandele ich derzeit in ein Positives. Ich sitze bei einer Flasche Rotwein und lese einfach. Tatsächlich bin ich zur abendlichen Bouteille übergegangen, die mir dann reicht. Wenn ich bedenk’, daß es vor dem Umzug mindestens 2 Liter Wein waren, die den Tag über durch meine Kehle gingen, dann ist da schon einiges zu reflektieren über die Beziehung, in der ich dahin gelangt bin im Lauf der letzten zehn Jahre. Für mich war es auf jeden Fall das Brechen eines von ihr ausgesprochenen Tabus, das ich nicht akzeptieren konnte und wollte. Was zum heimlichen Trinken führte. Ihre Abwesenheiten am Tage waren da immer willkommen. Wir hätten schon sehr viel früher getrennte Wege gehen sollen. Heute war ich das erste Mal wieder bei ihr: ich hatte noch einiges vergessen, und es waren die weiteren (bürokratischen) Schritte auf dem Wege zur offiziellen Trennung zu besprechen. SO kam sie mir ganz anders vor. Und ihre Blicke waren nicht ohne. Ein bißchen Verlegenheit. Sachlich bleiben, sagte ich mir. Und sie sich wahrscheinlich auch. Mir geht es hier jedenfalls wesentlich besser. — Daß ich gestern gar nichts schrieb, lag wirklich daran, daß bei fehlender Möglichkeit, etwas sofort zu veröffentlichen, das Schreiben selbst sich von der gewohnten Effekthascherei entfernt, die ja doch in diesen Internettexten zumindest für mich implizit steckt. Das gilt dann noch mehr für die poetische Produktion. Obwohl – das ist auch zu sagen – es nicht nur um den Effekt geht, sondern um den Grad der Konzentration, die ein solcher Text oft ad hoc zu erreichen vermag. Da braucht selbst das rein Lautliche zumindest eine Struktur. Denn ich will ja nicht nur „buh!“ machen. — Ansonsten heftiges Übersetzen: na, so 12-13-Stunden-Tag ist derzeit angesagt. — Und dachte ich an ein akustisches Windows-Fehlersignal, als die Glock’ im Dorf halb schlug. (Ich sollte versuchen, morgen im Supermarkt das hier einzustellen, sonst wird’s doch noch zu lang’). [Daß ich derzeit unter meinen Nicks keine Kommentare beantworte, liegt einfach daran, daß sie mir oft nicht so spontan unter die Finger kommen, und im Supermarkt an den PC’s, die gegenüber den Kassen mit ihren mehr oder minder langen Schlangen aufgestellt sind, ergibt sich auch gar nicht die Lust dazu.]

[22.5. – 20.17] Wie gestern und vorgestern schon, dort:

gesessen, die Flasche Wein angefangen und ein bißchen gelesen (nämlich sprachlich hochdifferenzierte Studien des vereinsamten Individuums in der zeitgenössischen Gesellschaft, eines Individuums, das vielleicht gar nicht mehr existiert und seine trostlose Isolation in einem nicht abreißenden Schwall verstümmelten Geredes zu kaschieren und zu überwinden sucht. – Klaus Modick: Kirchlein und Kätzchen. Anmerkungen zur Idylle „Maria Schnee“ – nebst einigen Begründungen, warum in Eckhard Henscheids Prosa „mitnichten alles Unsinn“ ist (aus dem text+kritik-Band 107, ich hatte ihn bislang nicht gelesen, und Henscheid lese ich auch nicht mehr, seit langem, dennoch hat der Hinweis auf die Sprachbehandlung bei Henscheid etwas für sich, die tatsächlich kein Blödeln ist, sondern es handelt sich um sehr fein eingesetzte unterschiedliche Sprachregister, das erkenne ich ihm immer noch an (und wer über die Trostlosigkeit schreiben will, ohne selbst trostlos zu sein, dem bleibt nichts übrig, als die Vergeblichkeit des Pathos im sinnlosen Alltag im Banalen abstürzen zu lassen und durch das Banale wieder aufzurichten))), als ich eine Zigarette anstecken wollte. Das Feuerzeug gab erst nach einigen vergeblichen Versuchen die erwünschte Flamme. Da überkam mich überraschend eine Furcht: Wenn es nun gar nicht anginge, wenn der Tabaccaio dann schon zu hätte, wie dann sollte ich mir eine Zigarette anstecken? Wo ich doch keinen Gasherd habe. D.h., ich muß mir morgen ein Reservefeuerzeug besorgen. Vorsorglich aber steckte ich eine Kerze an. Was ich zwar gestern auch tat (da waren es sogar zwei), das aber geschah des Lichtschmucks halber, denn ich stellte sie in den Kamin und einen Rasierspiegel dahinter, den der Vormieter hier hatte hängen lassen. — Heute das zweite Mal die DSL-Verbindung angemahnt. Denn langsam bin ich am Knoten angelangt: Bis Ende Mai Tüv, aber ohne Auto kann ich nicht zum Internetpoint, außer mit großen Zeitverlusten, die ich mir nicht leisten kann, zum Rechtsanwalt, um endlich den „Antrag“ auf Trennung zu unterschreiben, danach kann ich dann endlich den Wohnsitz wechseln, das neue Konto eröffnen, das für die neuen Rechnungen benutzt werden soll, damit das alte Konto früher dichtgemacht werden kann, ich aber auch die Rechnungen bis Ende des Monats ausstellen möchte, weil sonst die Zahlungen der „Kunden“ sich um einen weiteren Monat hinauszögern, und ich überhaupt dicke Wortberge zu schaufeln habe, was nichts bewirkt, als ans Ende der zu übersetzenden Texte zu kommen… Ir’ndwie…

[23.5. – 20.52] Kein Schwof heute? Keine Blasmusik? Keine Disco unter freiem Himmel? Denn seit Samstag schon feiert bis zum abschließenden Feuerwerk am kommenden Sonntag das Dorf seine vergnügte Woche, wie hier allerorten den ganzen Sommer hindurch Dorf für Dorf für Dorf solch eine Woche hat. Keine Ahnung, wo der Rummel stattfindet. Bei meinem ersten Gang um den aus drei parallelen Straßen bestehenden, auf einem vorspringenden Felsrücken liegenden alten Ortskern ließ sich nichts erblicken. Nur die Fähnchen an den Häusern, unten blau-weiß, hier oben rot-weiß. Der Bar-Tabacchi-Inhaber mit seiner unfetten Leibesfülle und einem weißen Kinnbart duzte mich beim zweiten Zigarettenkauf. Wohingegen ich mich in fremder Umgebung eher sieze. Vertraulichkeiten zu mir selber finden zu Hause statt, somit auch das Duzen. Und schließlich das Feuerzeug. Ein schwarzes hatte er nicht, also wählte ich ein grünes: Das passe auch irgendwie zu der Camel-Packung, meinte er, den ich daraufhin etwas ungläubig anschaute.

[24.5. – 21.26] Grad wird getrommelt. Hunde bellen. Elektrische Gitarre. Einen Moment lang Nostalgie nach Gitarren-Soli. Eben doch nur die üblichen Akkorde. Aber das stört mich alles nicht wirklich. Höchstens könnte mich die Arbeit stören, aber wobei? Solange ich arbeite, arbeite ich. Und bin auch gut vorangekommen. Die Tage sind jetzt so überraschend lang. Sie lassen mir sogar Zeit zum Trödeln, was meistens am Nachmittag verschärfter eintritt. Hab’ auch das Mittagsschläfchen wieder eingeführt. — Na jetzt sind sie aber zur Diskothek übergegangen, da spielt nur noch Retorte. Nun aber doch wieder Trommeln, man begreift nur, daß heute die Jugend abgezockt wird, unten gegenüber meiner Wohnung auf dem Rasenplatz mit dem Kriegerdenkmal, der Rutsche, den Klettergeräten u.ä. sind jedenfalls heute abend keine Jugendlichen zu sehen.

[25.5. – 21.30] […] und ich spitz’ die Ohren. / Mein Fell im Rücken zittert. […] (Walter HÖLLERER) Auf der weichen Kamelhaardecke liegen, zunächst mit einem Buch, aber dann einnicken, ein Weilchen, der Wille will’s aber doch beiseite legen, dann alle viere von mir, mich der einstigen Transzendentalen Meditation und des Mantras erinnern (dem Fernöstlichen blieb ich damals treu, als ich gleich danach Maoist wurde), es mir ständig wiederholen, mich auf die Muskeln des Körpers konzentrieren, angefangen bei den Zehen, bis ich sie nicht mehr spüre. Alles in allem lag ich eine halbe Stunde. Ich glaubte, mehr Zeit so verbracht zu haben. Geschlafen – in dem Sinne – habe ich dann nicht mehr. Davor und danach: „Du mußt mit der Arbeit weitermachen!“ Immer noch kein Internet. Ich fürchte meine Anmahnungen haben dazu geführt, daß mich die Ausführenden als Quengler ganz unten die Liste gesetzt haben, zur Strafe! Das klang schon bei meiner zweiten Anmahnung durch: Das dauere 20-30 Tage. Am 2. Mai hatte man mir gesagt: Das dauere 10-15 Tage. Auf meinen Einwand, ich bräuchte das aber für die Arbeit, fand das Mädchen im Call-Center schnell einen Advocatus Diaboli: „Ja, Moment, das ist aber ein privater Anschluß.“ Das nächste Mal wird es sicher wieder heißen, der Vorgang sein durchaus in Bearbeitung seit dem 2. Mai, und man könne ja nicht mal meinen Namen aussprechen. Zwar neige ich zuweilen zu solchen paranoidoiden [sic] Zuständen, aber auch zu einem fatalistischen: „e chi se ne frega!“.

[28.5. – 19.51] Der erste freie Nachmittag. Da wollte ich es doch noch mal ausprobieren mit den alten externen Modems, in der Hoffnung einen COM-Port zu erwischen, der nicht streikt, wie beim internen Modem. Und siehe, es klappte. Also wenigstens analog. Vorerst. Allerdings ist auf die Verbindungszeiten zu achten: das geht jetzt nämlich nach Zeit. Aber ich kann wieder einstellen.

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