B.L.’s 19.6. – Bäumchen, Bäumchen, wechsel dich

20.51
Mir fehlen die toten Tage. Seit ich hier bin, hatte ich nur zwei oder drei. Halbtote Tage gab’s auch nicht. Immer war Umfangreiches zu erledigen. Was auf die Dauer der geistigen Konstitution nicht gerade zuträglich ist: Am Ende des Tages darüber zu reflektieren, kostet etwas Überwindung, aber sagen will ich’s dennoch, weil’s dazu gehört. (Und wenn ich jetzt schreibe, wie ich zum zweiten oder dritten Mal anheben wollte, zu schreiben, daß das mit Weh und Ach nichts zu tun habe, dann heißt das für mich, daß ich unterschwellig es doch einbringen wollte, und nun eingebracht und gleichzeitig zurückgewiesen habe (weg damit!)). Hat auch zu tun mit gewissen Gedanken, die ich heute hatte hinsichtlich in bezug auf betreffs – nun ja, es geht um das, was man so „Nachgelassenes“ nennt. Der Gedanke kam mir, als ich unten auf dem Dorfplatz einen sehr jungen Vater sah, der seine kleine Tochter die Schaukel genießen ließ. Denn wenn ich schon keine Kinder hinterlasse, was hinterlasse ich dann? Ein Haus nicht, das ist nun futsch. Bäume auch nicht. Die ich dort mit eigenen Händen pflanzte, sind allesamt eingegangen. Was ich schreibe, halte ich zwar im Off fest, bleibt aber ephimer in der Art, in der es erscheint. Und hat nur einen Tageswert für mich, keinen wirklich dauerhaften, Ausnahmen mal ausgenommen. Das ist gar nicht mal melancholisch gemeint, nur eine Bestandsaufnahme dessen, was ist. Was bleibt, ist der Dialog mit allem, was ansprechbar ist. Vielleicht besser: das Sich-In-Beziehung-Setzen-Zu-Den-Erscheinungen. Und immer nach dem Motto: Bäumchen, Bäumchen, wechsel dich!

3 thoughts on “B.L.’s 19.6. – Bäumchen, Bäumchen, wechsel dich

  1. Eine Frage am Rande: wird Ihr Name bei den zahlreichen Übersetzungen, die sie anfertigen, generell nicht mit gedruckt?

    1. Bevor die Frage, die ich durchaus beantworten wollte, endgültig im Hinterstübchen landet, wegen Andrangs im Vorderstübchen:
      Das meiste, was ich übersetze, betrifft “Tageskram”, dient also meist den wie auch immer gearteten Geschäftsbeziehungen (technisches, kaufmännisches, juristisches, bis hin zu Klageschriften), dem Kommerz schlechthin, etwas davon bedarf manchmal beim Gericht der Beglaubigung, so daß solche beglaubigten Übersetzungen mit meinem Namen beim Gericht in Rom in irgendwelchen dicken Büchern verzeichnet ist; zuweilen erscheint mein Name bei Publikationen für Touristen, die ich aber für eine Bibliographie nicht für wert erachte. Das einzig größere mit meinem Namen betrifft jedoch auch nur ein nicht literarisches Werk: eine Bestandsaufnahme aller existierenden griechischen und römischen Theater: drei dicke Bände, viersprachig gedruckt: “Gespielte Sprache” mein Titel dazu, weil “recitato”, und ich habe dabei nicht rezitiert, sondern auf den Theatern “gespielt”.

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