Arbeitsjournal. Freitag, der 28. Juli 2007.

5.04 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Auch heute werd ich mich weitgehend des Internets enthalten und statt Der Dschungel die Neunte voranbringen – auch wenn mir natürlich >>>> darauf ziemlich gleich, weil’s in mir immer noch weitergrummelt, etwas weiteres eingefallen ist, und über den ganzen Abend und Morgen noch immer mehr… den „Geniekult“, etwa, der überkommen sei, betreffend… nämlich… – nein, das laß ich jetzt. Auch wenn zur Selbst-Genialisierung der demokratischen Massen in Form hysterischer Begeisterung durchs Banale und Trash einiges zu sagen wäre, selbstbildlich nämlich, „der Geist gleicht dem, was er begreift“, in d e m Sinn. Nein, ich laß das jetzt verdammt noch mal… auch wenn Ihnen dabei entgeht, wie ich mich auf Roy Blacks und irgend einer Boy Group Site und Seite schlage, einfach, um die, daß sie musikalisch s e i e n, und m e h r als die Menge, zu verteidigen… aber ich laß das, seufz.

Am späteren Vormittag seh ich Eisenhauer, der mir sein Fahrrad, das ihm zu schnell und deshalb zu gefährlich sei, wie er sagte, zur Verfügung stellen will. Insgeheim bin ich auch gespannt, ob sich freenet und/oder Strato melden, wegen des DSLs… aber nicht so, daß ich tätig werden wollte. Ich will überhaupt nicht tätig werden, in gar keiner anderen Hinsicht als meiner Arbeit. Und befehl mich in Anderer Hände. Insch’allah. (Fand grad Am Terrarium einen Zettel unter dem Laptop, der mich glücklich machte. Hab gestern vergessen, Milch einzuholen. Nun gibt es heute nur einen Dreiviertel latte macchiato).

10.11 Uhr:
[Am Terrarium.]
Bis 10 Uhr an der Neunten strikt durchgearbeitet, jetzt kurzer Zwischenhalt hier für Email usw.; mir kam auf dem Radweg die Idee, wegen des AOLIA-Hörstücks, das ich gerne schriebe und produzieren ließe, einen langen, prinzipiellen Brief zu schreiben; vielleicht tu ich das heute auch noch und stell ihn Ihnen dann ein. Sò, weiter im Takt.

12.20 Uhr:
[Arbeitswohnung; vor dem Mittagsschlaf.]
Ich überlege jetzt ernsthaft, für die Elegien Notationszeichen einzuführen, musikalische Pausenzeichen, wie Noten, und zwar dort, wie im Fluß des Hexameters Spondeen, selten auch mal Trochäen, die klanglich-rhythmische Funktion von Synkopen haben, kurze Vortakte, die den Vers strukturieren. Das sähe dann so aus (über das Aussehen dieser Zeichen bin ich mir noch unklar; es darf nichts sein, was auch als semantischer Gedankenstrich gelesen werden oder für den Ersatz eines grammatisch strukturierenden Satzzeichens gehalten werden könnte):

Möglich, mein Sohn, • daß ich bald sterbe; obwohl ich so alt,
uralt, ein Greis, des Naturlaufes halber gebrechlich und weil er
sich und den Körper bis über die Grenze erschöpft hat, • werden
wollte, und kann in der guten Hinfälligkeit nicht mehr anders,
als sich zu setzen und weise zu sein, • nicht wie die Rosen,
wenn sie im Garten noch immer zwar aufblühen möchten, doch können
sie es nicht mehr. • Tragen noch immer den Kopf hoch und grün
zu ihren Dornen die Blätter – nur stehn sie vor Starre und knistern
innen, so friert’s sie. Vergessen den Fluß, • dem sie entgegen-,
und eben nicht, • -blühen, so zart, so zerbrechlich, und wissen,
scheint es, es nicht, konzentriert in der Blüte, der letzten, die längst
wie Porzellan ist, erblaßtes, hauchdünnes Pneuma, das bleibt und
irgendwann springt und zu Scherbchen zerbricht, Hunderten, fein wie
Glassand; kristallen beharrendes, spürloses Häufchen, nicht Seele,
die mit dem Fluß weht und fortweht und sieht • über die Frauen,
über die Kinder dahin. • Das wollt’ ich auch noch erschöpfen.
Das wäre meine Zeit für den Geist. Und ich nähme, als Alter,
meiner Frau Hand, der Geliebten – auch die will, die jüngre, schon altern -,
nähm sie mit einer und ordnete, was • sich vor dem Abschied
vorordnen läßt, mit der andren. Dann ginge ich. Keiner, auch Du nicht,
würd es recht merken, so stünde die stille Musik noch für Wochen,
daß ich mal war, in den Räumen – Doch nimmt‘s mich, das Leben, vielleicht
früh von der Welt fort und fischt aus der Regnitz sein Köcher bereits
morgen mich ab. • Nichts ist geschehn. Eine Hand strich den Tisch
leer von mir. • Unmerklich fielen der Glaswand Rollos
(….)

(Ui, hier ist gerade ein freies Netz….)

18.52 Uhr:
[Am Terrarium.]
Vor zehn Minuten mit der Neunten fertiggeworden; im Augenblick läuft es ganz wundervoll. Zufriedener kann man gar nicht sein, als ich es grad bin.
Also Schluß für heute gemacht und heim zur Familie geradelt. Ist aber grad alles ausgeflogen, des schönen Wetters wegen wohl, so daß ich noch meine Netzarbeiten erledigen kann. Vielleicht stell ich auch noch das Ende oder Vorheriges aus der Neunten als Probe ein.

Dazu von Oberländer, >>>> Hessisches Literaturforum, eine >>>> Anfrage, die mich so reizt, daß ich spontan zugesagt habe.

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