B.L.’s 30.7. – bewölkt

19.38
Sobald ich ein paar Tage lang viel kommuniziert habe (also meistens immer schriftlich, das Telefon klingelt bei mir kaum, und wenn, dann sind’s wochentags meine Arbeitgeber (es gibt natürlich Ausnahmen, und weil es solche sind, freut man sich um so mehr), und ich selbst bin einer, der ungern telefoniert), dann immer wieder so ein Tag, da möchte ich lieber gar nichts sagen. Was ich dann letztlich doch nicht tue. Aber das ständige Kommunizieren nimmt einem die Distanz zum anderen und zu sich selbst. Die Distanz aber ist notwendig, sich selbst auch wieder als selbst aufzubauen. Weil das Selbst – ich formulier’s allgemein, gehe aber von mir aus – sich im ständigen Kommunizieren in den Anderen zerfranst und seinen ureigenen Faden nicht wiederfindet. — Gestern kam noch eine Kindheitserinnerung an die Oberfläche, an die ich lange nicht mehr dachte. Eine Erinnerung, die mich als Opfer einer zum Teil brutalen Hänselei sieht. Das erste Bild ist immer die Badeanstalt, dann die Hände eines aus meinem Dorf, der dauernd versucht, mich unter Wasser zu drücken. Dann die Szenen im Zug (ich fuhr damals zur Mittelpunktschule – wie das hieß – immer nach Wittingen), da dann verbale Hänseleien und Schmähungen, immer von demselben. Was er mir genau sagte, weiß ich nicht mehr. Ich weiß auch nicht, ob es damit zu tun hatte, daß meine Großeltern eine Zeitlang über ihnen wohnte. Der Vater hatte TBC, an der er dann auch starb. Er soll meinem Großvater mal im Treppenhaus gesagt haben, daß er auch irgend wann mal dran sein werde, als er grade Blut spuckte. Das alles vom Hörensagen. Irgendwann verschwand er spurlos, dieser Sohn des TBC-Vaters, der mich dauernd auf dem Kieker hatte. Das schlimmste war tatsächlich die Badeanstalt. Gestern dachte ich: das hätte auch schiefgehen können. Denn zimperlich war er nicht, er war halt etwas älter und etwas kräftiger. — Heute? war heute. Der Morgen versprach Kühlung, bewölkt wie er war, dennoch hat’s nicht geregnet. Müdes Arbeiten. Lust abzuschalten. Hier übrigens der Beweis, daß es bewölkt war. Sonst hat sie weniger an.

5 thoughts on “B.L.’s 30.7. – bewölkt

    1. Daß Sie’s unter den Beitrag mit dem Foto gestellt haben, wundert mich nicht, so läßt sich der säftelnde alte Herr noch besser illustrieren. Wahrscheinlich sehen Sie mich da onanieren oder sonstwas tun. Ihre letzte Abfälligkeit hängte sich auch an einer falschen Moral auf: /?p=10123#comments .

      P.S. Schon klar: Sie haben Probleme mit Salatgurken, die Sie überall sehen.
      vgl. http://elsalaska.twoday.net/stories/4128157/#comments

      P.P.S. Und hinterher lassen Sie sich Kerzen in Nazareth anstecken, was man per Video sich angucken kann. Sie sind sehr sublim und auf die Teile unter der Gürtellinie fixiert, eine rechte Bigotte.
      http://elsalaska.twoday.net/stories/4128331/
      unheimlich spannend

  1. seit herr herbst hier nicht mehr ins tagebuch schreibt lese ich das auch nicht mehr…kenne die leutz lampe und reichenbach auch net…sorry… sind das eigentlich auch romanautoren???

  2. @ElsaLaska. Weil Kritik am nicht vorhanden Chorischen des Tagebuchs nun immer wieder geäußert wird, Ihnen eben die Erklärung, daß es eine Idee war, daß das Tagebuch chorisch werde. Meine Vorstellung war, daß nach und nach immer mehr Tagebuchschreiber dazukommen, die dann, zusammengenommen, den chorischen Character annehmen. Bislang hat sich das, in der Tat, nicht umgesetzt – aber Die Dschungel haben Zeit, Dschungel wachsen nicht über Nacht und holen sich auch nicht innerhalb einer Woche oder eines Monats die verlassene Stadt ganz wieder zurück. Geschriebene Dschungel mögen sogar, wie Romane, Jahre dazu brauchen. Insofern gibt es keinen Grund, das Projekt einzustellen; um es “gescheitert” zu nennen, ist es zu früh – doch selbst, wollte man das tun und sollte man damit recht haben, gehört das in die Entwicklungsgeschichte eines laufenden Unternehmens wie Der Dschungel mit hinein.

    Was das “Säfteln” anbelangt… Sie sind böse, Elsa; andererseits muß auch, wenn es denn stimmt, für so etwas Raum sein; ich selber war und bin ja ebenfalls nicht immer “unpeinlich” – was an der 1:1-Umsetzung tagebuchartiger Skizzierung persönlicher Verfaßtheiten liegt. Da dem, sagen wir, gestanztes Metall genug entgegensteht auf diesen Sites – auch bisweilen erstaunliche Dichtungen B.L.’s auf >>>> seiner eigenen Site, auf die er ja hin und wieder verlinkt, finde ich die Öffnung in einem Tagebuch um so mutiger. Sie werden von sich selbst wissen (aber viele Leute geben dergleichen nicht zu, sondern zeigen nach außen Fassade), wie vieles in Ihnen, in mir und eben auch in BL ganz anders ist im Moment des Erlebens, als die bürgerlich-demokratische Ideologie eines autonomen Subjektes das vorscheinen lassen will. Da ist solch ein “Säfteln” ein Leck, das dem Vorschein geschlagen wurde… daß es durch ein Leck aber r i n n t (“säftelt”), ist eine Beobachtung, die ihm gänzlich entspricht. Man muß nur das Moralische hinwegnehmen (in diesem Fall der Frau gegenüber einem älteren Mann, der seinen Boden verlor und grad dabei ist, ihn wieder neu zu fundamentieren), um die Attacke, die das Säfteln bedeutet, wahrzunehmen.

    ((Siehe auch >>>> hier, um 7.32 Uhr.)

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