Paul Reichenbachs Dienstag, der 7. August 2007. Zeus & Merkur aus Minsk.

.

allerlei gewerbe

Da – wo ich wohne stehen maurer und maler an einer strasse
wie die nutten zwischen zinnwald und prag.
Sie sind aus brünn, vilnius und minsk. Suchen arbeit.
Wir stochern derweil im nebel der farbpistolen.

Früher saßen malkünstler über der moldau auf der karlsbrücke
bevölkerten die kleine seite. Ihr lachen war freundlich.
Wir tranken braunes bier im „Fleck“. Sprachen über egonek
der die huren noch kannte als sie mütter waren.

Heute auf der brücke in prag sitzen maler und lächeln

wie die mädchen an der strasse nach teplice.
(montgelas)

Gestern. Der Besuch beim Akustiker. Ein älterer, weicher Herr, Menjoubärtchen, die Hände ohne Kraft, erklärt mir die verschiedenen Hörgeräte, wie sie funktionieren und was sie kosten. Im Vorraum des kleinen Ladens spielt gelangweilt, ein abwesendes Lächeln auf den Lippen, ein junger, braungebrannter blonder, langhaariger Sigurd, wie leibhaftig dem Comic entsprungen, am PC, statt mit dem Schwert, mit der Maus. Eine nackte Riesendogge wandert königlich, desinteressiert durch die engen Ladenräume, schnüffelt an meiner Hose und wendet sich ziemlich, als ahnt sie die billige Herkunft ( C & A) meiner hellen Jeans, mit einem leichten Zug von Verachtung um die Lefzen, wieder von mir ab. Noch einmal wird ein Hörtest gemacht, der die Ergebnisse des HNO-Arztes bestätigt. 2200 Euro pro Ohr muss ich hinlegen, um den Verlust der hohen Frequenzen auszugleichen. Die Kasse zahlt ungefähr 800 Euro zu dem System dazu. Das macht Summa summarum unterm Strich für unsren Haushalt 3600 Euro. Wir ändern einfach unseren Urlaubsplan, im September wollten wir für 5 Tage nach Florenz und dann anschließend 2 Wochen mit dem Auto bis Sizilien den Stiefel hinunter fahren (Toskana, Umbrien, Kalabrien). Vorgesehen waren Besuche in Syrakus und Palermo. Das Ohr des Dionysos und Monreale werden wir uns abschminken müssen, meint sie, und scheint erleichtert. Nach den Tagen in Florenz besuchen wir deine Künstlerin in der Nähe von Lucca und lenken zum Schluss noch das Auto in Richtung Bozen. Du wolltest doch auch gern einige Tage zum Törgeln. Das Gespräch, sanft und traurig fielen die Worte in den Raum, verriet ein sorgendes Einverständnis, das, hätte ein Sagenkenner es gehört, an Philemon und Baucis erinnert, als es plötzlich klingelt. Vor der Haustür stehen zwei fast verlumpte Herren und bitten im gebrochenen Deutsch, sie seien auf Arbeitsuche, kämen aus Minsk, um eine kleine Spende. Wir geben 10 Euro. Missbilligende Blicke treffen uns aus Nachbars Garten. Frau B. hat gelauscht. Sie lauscht immer. Neugierige Abwehr ist, neben einer unbändigen Gesprächssucht, eine ihrer hervorstechendsten Charaktermerkmale, mit denen wir nun schon über 20 Jahre zurecht kommen müssen. Ich erinnere mich noch ganz genau, als wir in das Haus einzogen. Der Junge war damals 4 Jahre alt. Einen Kindergartenplatz hatten wir noch nicht und brauchten deshalb manchmal jemand, immer dann wenn Freunde nicht konnten, der nach ihm, während wir zur Arbeit gingen, schaute. Frau B. war dazu nie bereit.

7 thoughts on “Paul Reichenbachs Dienstag, der 7. August 2007. Zeus & Merkur aus Minsk.

  1. Man fliegt für etwa 200 Euro/Kopf hin und zurück nach Catania. Nimmt von dort für ungefähr 10 Euro/beide (!) den Bus nach Siracusa und schaut in des Dionysios’s Ohr, wandelt über den Altar, auf welchem zu Zeiten 500 Stiere täglich geopfert wurden, der Stein ist, scheint’s, noch rostrot davon… übernachtet in Siracusa nahe dem Bahnhof für 40 Euro zu zweit…. nimmt den Bus (!) nach Palermo, drei Stunden später ist man in den Katakomben, übernachtet auf der Via Marqueda, Altstadt für wiederum nicht mehr als 40 Euro/beide und nimmt nächsten Tages den Bus nach Monreale. Klugerweise hat man bereits nahe dem Poleteamo Garibaldi die Nacht-Passage nach Neapel gebucht, übern Daumen 120 Euro in der Kabine (der Romantiker freilich nimmt’s auf sich und schläft – kaum – an Deck); weil in Neapel schon der ferngebuchte Mietwagen steht, braucht man nur noch einen Schlupp von vier Stunden, um in Amelia bei Signore Lampe zu sein oder Lampone, wozu er ja nun deutlich wird: hellrot und kräftig… und wer dann noch tatsächlich nach Firenze will, fährt weiter… oder zurück zum Traghetto via Palermo…
    … nur als Idee. Am Säckerl, und nicht an den Eindrücken, sparen.

    1. Danke für die Tipps. Sie sind zu überlegen. Mit dem Auto wollen wir deshalb fahren , weil es das letztemal ist , dass wir mit dem Firmenwagen von ihr völlig kostenfrei durch die Lande ziehen können. Danach, sie hört auf zu arbeiten, muss der Wagen abgegeben werden. Die Tage in Florenz sind schon lange gebucht, da lässt sich nichts mehr ändern. Amelia habe ich natürlich im Hinterstübchen gespeichert, sie weiß es nur noch nicht… Mal sehen, wie die Dinge sich entwickeln und wo uns der Geldbeutel hinführen wird. Ganz außen vor habe ich den Sizilienplan noch nicht gelegt.

    2. Es ist einfach mit dem Auto von Deutschland aus eine irre lange Fahrt bis Sizilien hinunter. Zwei Wochen sind da entschieden zu wenig; selbst von Rom aus, als ich diese Tour zweimal mit dem Auto unternahm, sitzt man mehr innerhalb als außerhalb des Gefährtes… und wer wirklich von der Autofahrt etwas haben und sehen will, muß die Landstraße nehmen, besonders von etwa Latina bis Neapel und danach durch Kampanien sowieso… einmal abgesehen davon, daß nach wie vor die Ankunft in Palermo mit dem Schiff, morgens die Ca’ d’Oro im Licht, das sich im “schönsten Vorgebirge der Welt”, so Goethe, verfängt, unvergleichlich ist. Man könnte, das ist fast besser, die Tour also über einen Flug nach und dann später von Neapel zurück beginnen, auf Sizilien die Pullman’s, also Busse, präferieren, und auf dem Festland dann wieder den Mietwagen nehmen.
      Handhabbar ist, scheint mir, mit dem Firmenwagen für zwei Wochen alles, was nicht tiefer als Rom reicht und den Mezzogiorno also ausspart.

    3. Himbeeren! Wie Sie nun darauf kommen, Herr Autunno! Natürlich freue ich mich über Hintergedanken, die sich, sofern sie keine Attentate zum Gegenstand haben, konkretisieren! Und mit Amelia dürften alle Parteien auf ihre Kosten kommen. Außerdem ist’s nur ein minimaler Abstecher von der Autobahnabfahrt Orte. Ihn als Umweg zu bezeichnen, hielte ich für übertrieben.

  2. hören und sehen… Das ist sehr viel Geld und es lohnt sich allemale im Internet nach günstigen Angeboten zu schauen. Die Gewinnspannen beim Akustiker sind wie beim Optiker extrem hoch! Bei der Erneuerung meiner Brillengläser spare ich auf diese Weise sage und schreibe 600 Euronen und bekomme hochwertigere Gläser als die alten es waren! Natürlich müssen die ‘Untersuchungsdaten’ genau gemessen und bekannt sein!
    Ich bin sicher, dass sich hier viel ‘Urlaubsgeld’ ersparen lässt, ohne qualitative Einbußen hinnehmen zu müssen…
    Einen schönen Gruß!

    1. Vielen Dank ! Leider ist es so, dass die Geräte in einem wochenlangen Prozess auf meine speziellen, individuellen Hörgewohnheiten vom Akustiker eingestellt und angepasst werden müssen. Ein Fernkauf scheint da ausgeschlossen. Trotzdem werde ich mir über die Preise via Internet einen Überblick verschaffen. Vielleicht kann man handeln. Mit neuen Gläsern für meine Brille hatte ich damit recht guten Erfolg..

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .