Die Dschungel. Anderswelt.

Atemlos. Freitag flieht vor seinen Verfolgern, die Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag heißen, hinter die Palisaden. Aus der Ferne krächzt eine als Nachtigall verkleidete Krähe, die keine Ahnung vom Pfahlbürgerdasein hat, ihr eigenes Totenlied Robinson derweil zündet sich ein Stäbchen an, noch genießt er den Anblick des sich im Büro kringelnden Rauches, denn ab September herrscht Rauchverbot in den Amtsstuben. Der Mann, keinen Papagei auf der Schulter, einen Sonnenschirm braucht er auch nicht, es regnet Bindfäden vom grauen Himmel, bereitet sich auf das Wochenende vor. Und Freitag kann endlich Luft holen. Die Kommunikation beginnt.

Nicht jeder Tag ist berichtenswert, weder der Gestrige, selbst bei angestrengtem Nachdenken konnte ich nicht ermitteln, was er gewollt hat, noch der Heutige, von dem schon jetzt gesagt werden kann, dass er verfließen wird wie der Bindfadenregen, der seit Tagen den Dachdreck in unsere Dachrinne spült und sie verstopft. Ich muss sie reinigen, da beißt die Maus keinen Faden und werde mich danach hinter meinen Palisaden verschanzen, ein dickes Buch „ Bibel in gerechter Sprache“ lesen und vom Wochenendbeginn nicht all zu viel erwarten. Es sei denn ein Freitag käme in meine Pfahlbürgerexistenz zu Besuch. Das würde einiges ändern. Möglich ist alles, telefonierte ich doch gestern mit dem Chirurgen, dem aus dem TB, ein spontaner Besuch scheint nicht ausgeschlossen, der sichtlich erfreut auf den Anfang der kleinen Erzählung reagierte. Er hat hier, 500 km von seinem Wohnort entfernt, eine Geliebte, die er nun schon seit Jahren, die Entfernung nicht scheuend, unregelmäßig aufsucht. Bei den jetzigen Benzinpreisen ist das eine teure Liebe, meine ich. Ob und wie viel er dann noch Zeit für mich haben wird, das steht in den Sternen. Seine unpräzise Ankündigung mich in unsrer Burg zu besuchen nervt etwas. Denn bevor ich mich an Dachrinne und Bibel wage, wollte ich unbedingt noch in die Sauna. Bin mit R. die mir von ihrer Fahrt nach Litauen berichten will, hinter den Palisaden, die die Sauna vom Freibad trennen, verabredet.