B.L.’s 8./9.9. (II) – schmeckt’s?

17.46
Gestern um die Mittagszeit mir – wie mir versprochen – in Terni die Beine vertreten. Die beiden Bekleidungskaufhäuser durchstreift, aber nichts gefunden. Doch, etwas schon, aber ich wollte nicht wirklich etwas kaufen. Und da ich (wie es einem so in der Not passiert) mir in den letzten Tagen des öfteren die Seite mit 7000 Euro teuren Silikon-Puppe (1,65 groß, und 45 kg schwer) fürs Bett im Netz angeschaut habe, versprach ich mir einen Spaß mit den Schaufenstern für Dessous. Also nach dem Motto: wenn ich eine hätte, dann… Aber so dolle Geschäfte gibt es dann doch nicht in Terni. Und es ist vielleicht auch gut, daß ich mir das nicht leisten kann. Dennoch bleibt der Gedanke verführerisch, sich nun überhaupt nicht mehr anstrengen zu müssen. Es käme einer Gemütlichkeit gleich, so wie von Elfriede Jelinek in ‚Lust’ beschrieben. Also keine Gemütlichkeit: ausschreitenden Ganges zurück zum Supermarkt. Essen & trinken und sage und schreibe zwei Anschaffungen für den Haushalt: eine Zitronenpresse und ein Set Faltschachteln für Klamotten in geduldiger Erwartung eines Schranks, da immer noch einiges gestapelt und unverstaut im Schlafzimmer herumliegt nach nun fast vier Monaten.
Der Nachmittag war dann ein einziges Vorbereiten auf das Abendessen bei O. und mit O. Ein schönes ausgiebiges Vollbad, die Wanne brechend voll (mit Wasser + entsprechender körperbedingter Verdrängung), alle 20 Nägel beschnitten, die Augenbrauen gestutzt, Gesichtskosmetik, Schnurrbarthaare gestutzt, die schon wieder über die Oberlippe ragten, Brille auf Hochglanz. Denn so eine Art Gemütlichkeit wollte mir ja doch nicht aus dem Kopf. Konnte mir aber auch das Gegenteil vorstellen. Und kam dann an. Ich fand sie gleich nach wie vor attraktiv. Sie hatte auch nicht das harte Gesicht wie bei den letzten Malen, aber wir haben uns ja nie allein wiedergesehen (doch einmal ganz zu Anfang). Es lief dann ganz anders. Aber es ergab sich so. Erst in der Küche (mehr sah ich nicht vom Haus, außer die Toilette), der wohlbekannten beim Zubereiten, dann draußen beim Essen und hinterher auf den Liegestühlen unterm Nachthimmel: Viel Schweigen, viele Blicke in die Augen des anderen (und bin ganz bewußt auf diese langen Blicke eingegangen), Worte ab und zu, wie stockend, erst so Fragen nach dem Allgemeinen (was man so fragt), später dann gab sie mir zu verstehen, sie sei auch zuweilen traurig, der Gedanke, daß eine so lange Zeit auf einmal vorüber sei. Sie fragte mich, ob es mir besser ginge. Etwas anderes als „Ja“ konnte ich ehrlicherweise nicht antworten. Also eine etwas melancholische Stimmung. Als ob man Fotos aus seiner Kindheit betrachtet. Dabei eine große Behutsamkeit auf beiden Seiten. Die Tiere haben natürlich die Schweigephasen überbrücken helfen. Wo sonst vielleicht Kinder die Erwachsenen ablenken, oder diese sich von den Kindern nur allzugern ablenken lassen. Am Ende berührten wir uns sehr zaghaft und kurz. Dann fuhr ich – ja -: nach Hause zu mir. — Der heutige Tag ist nicht so wichtig.

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