B.L.’s 11./12.9. (II) – „die zeit ist ein warmer eisblock“

11.9. – 20.19
Der Neffe wurde wieder aus seinem künstlichen Koma entlassen, konnte auch schon sprechen heute und erinnert sich natürlich an nichts. Die Mutter wollte ich heute nicht anrufen, sie wird wahrscheinlich sowieso x-mal am Tag alles erzählen müssen. Am Ende erwischte ich dann O., um etwas über den heutigen Tag zu erfahren. Allerdings kam die Frage: „Woher weißt du das denn?“ Was dann wieder merkwürdig klang, denn von ihr hatte ich es nicht erfahren.
12.9. – 18.53
Nervös und fahrig. Daß liegt zum einen daran, daß die DLS-Verbindung wieder funktioniert (der vierte Anruf half schließlich, und es schien ganz unproblematisch gewesen zu sein und ging ganz ohne Technikerrückruf: bei dem Callcenter-Mann habe ich mich dann auch bedankt) und ich wieder hin- und herglotzte in ZVAB-Katalogen, bei Youtube, ein Blick in die Digitalisate der Bibliothèque Nationale de France und nackte Weiber. Zum anderen liegt es daran, daß ich vorgestern abend mal wieder rotweinselig am Schreibtisch eingeschlafen bin und erst gegen halb vier im Bett weiterschlief, weshalb ich mir gestern verordnete, erst gegen acht mit dem Rotwein anzufangen, was gestern auch wunderbar klappte, aber heute scheinbar nicht mehr so. Jedenfalls senkt eine solche Taktik den Weinkonsum doch sehr. Deshalb werde ich jetzt gleich lieber in der Küche herumwirtschaften und sonstiges „Körperliches“ verrichten, um mir das Glas noch ein Weilchen fernzuhalten. — Heute morgen wurde mir bewußt, daß ich auf der Doppelmatratze immer noch auf der einen Seite schlafe, der rechten nämlich, wie in all den Ehejahren, statt mich in die Mitte zu legen. — Mal sehen, ob ich heute wieder einen lyrischen Ton anzuschlagen vermag: es macht immer nur „plim“ und dann kommt’s auch gleich wieder in den Papierkorb oder wird gleich wieder vom Rückwärtskursor verschlungen. Allerdings werde ich wahrscheinlich mit dem einzigen notierten Satz von heute auch nicht viel anfangen können: „die zeit ist ein warmer eisblock“, den ich mir bei der Lektüre notiert hatte, also ein Zitat. Vielleicht ja eine Reminiszenz zu kaltem Feuer. Oder dergleichen mehr: schwarze Sonne, glühendes Eis. Nee. Solchem spüre ich denn doch nicht nach. — Morgen nach langer Zeit mal wieder Rom: Es gibt Bargeld auf die Kralle.

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