Paul Reichenbachs Dienstag, der 25.September 2007. Das Blau streckt seine Hand.

Was war dieser Säurefleck in der Zeit
den man das Leben nennt?
Giacomo Leopardi

Wenn einen, nach guten Tagen in der Fremde, der Alltag wieder einholt scheint es, als ob die Erinnerung, um nicht beschädigt zu werden, ins Nirwana flieht.
Da ist der Himmel, das leichte Blau des Sommers wölkt sich, noch ist es sonnig, in den Herbst. Noch steht der Mais ungeerntet auf den Feldern und auch die Mücken geben noch nicht auf. Ihr Blutdurst schert sich nicht um den Oktober. Der kommen wird. Kalender sind unerbittliche Zeitenmesser, Blätter, die fallen…

Gestern wurde im Büro mein 20. Dienstjubiläum gefeiert. Nicht von mir wohl gemerkt. Ich hatte keinen Gedanken daran, Und die Ansprachen, die gehalten wurden und mir galten, irgendein Schicksalswink hatte mich am Morgen meine Hörgeräte zu Haus vergessen lassen, rauschten an mir vorbei. Sinnigerweise bekam ich von der Geschäftsführung ein Buch, eine Biographie des Freiherr vom Stein geschenkt, das ich sowieso im allgemeinen Dienstbetrieb für unsre Zeitung rezensieren soll. Ein zweiter Gedenktag ist heute. Vor 32 Jahren haben wir geheiratet. Da muss noch eine Sonnenblume organisiert werden, auch deshalb, weil für ein Feiertagsgläschen keine Zeit sein wird. Denn diese Woche lässt mir Kunst und Literatur keine Luft, ich genieße nahezu diese Atemlosigkeit, für verklärende und erklärende Sentimentalien.

Sascha Anderson, liest in der >>>Romanfabrik, 20.30 Uhr. Hanauer Landstraße.

Da gehe ich hin, leider allein, sie mag keine Künstler und Dichter. Oder besser sie mag sie nicht, weil sie mich ihr entziehen. Wenn Du liest oder schreibst, meinte sie heute morgen, ist es, als ob du mir entgleitest. Du bist mir dann fremd….

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