L’s Unterwelten. Geständnis am 8. November 2007.

Eine Befreiung ist das nicht. Es ist auch keine Beglückung. Es schafft Not. Es ist wahrscheinlich einem Rauschgift zu vergleichen, von dem man nicht mehr lassen kann. Obwohl frau doch weiß, dass am Ende der Zusammenbruch steht. Ich sehe das ganz deutlich. Das Schlimme ist, dass das den Rausch nur noch immer stärker macht.
Es ist auch erniedrigend, nach Hause zu kommen und immer lügen zu müssen, immer täuschen zu müssen. Ich denke, dass ich noch rieche von dem anderen, das muss C. doch merken! Er merkt aber nichts. Natürlich habe ich jedes Mal die Zähne geputzt, natürlich immer geduscht. Ich liebe ihn, aber davon habe ich jetzt auch so etwas wie Mitleid. Das ist eine Verachtung, gegen die ich mich nicht wehren kann. Dabei verachte ich auch mich. Auch das macht den Rausch größer.

Dabei habe ich D. noch gar nicht oft getroffen. Er erzählt von sich nichts, ist wie eine leere Bühne, die er sich von mir bespielen lässt, nach seinen Anweisungen. Er scheint oft unterwegs zu sein, dreimal haben wir uns bis jetzt getroffen, zwischen den Treffen lagen Wochen. Er trägt keinen Ehering, es gibt auch keine Spur, falls er ihn vor unseren Treffen abziehen sollte. Trotzdem glaube ich, dass er verheiratet ist, jedenfalls lebt er wahrscheinlich nicht allein. Ich habe sogar schon die Vermutung gehabt, er ist ein Homosexueller, weil er bis jetzt nie versucht hat, mit mir zu schlafen. Er lässt mich ganz weit gehen, aber es ist, als ob zwischen uns eine Wand ist, durch die nur er gucken kann. Mich macht das hilflos, ihm gegenüber hilflos, und merke, dass er das ausnutzt, dass das ein Teil des Spiels ist, das er mit mir treibt. Ich weiss genau, dass er sagen würde, du willst das doch, wenn ich ihn da nachfragen würde, und ich weiß, dass er da recht hat.

Er ist mir unsympathisch, fast ein bisschen widerlich. Ich habe ihn noch nie nackt gesehen, er bleibt immer angezogen, fast angezogen bis auf das, was ich tun soll und immer gefügiger tue. Zuhause geht es mir dann nie gut, aber wenn er mich trifft, will ich noch sehr viel mehr tun können. Ich merke, wie er das immer weiter andreht und merke, wie er das immer weiter andrehen soll.

Es fällt mir schwer, darüber zu schreiben, aber ich werde nass davon. Es ist auch schwer, unbeobachtete Zeit für das Schreiben zu finden. Ich habe jetzt in der Mittagspause, wo keiner mir zugucken kann. Aber für Zuhause habe ich schon überlegt, ob ich von unseren Gesprächen einfach mal was offen auf dem Bildschirm stehen lassen soll, damit C. etwas merkt. Vielleicht würde C. dann aufmerksam. Vielleicht würde er eingreifen und mich retten. Aber das geht ja schon wegen der Kinder nicht.