Zu Sirenomeles Einlassung, doch deutlich für alle. Virtuelles Seminar. Allgemeine Bemerkungen (ff). Grundthese.

>>> Das ist bedenkens- und, sowieso, bemerkenswert. Es zeigt aber auch ein Problem, in das intellektuelle Dichter schnell geraten: Man verliert den unmittelbaren (genauer: gefühlt-unmittelbaren) Kontakt zu seinen Gegenständen (weil es die Unmittelbarkeit eines sprachlichen Ausdrucks eben nicht gibt), die hier Gegenstände der Beschreibung, bzw. ihrer Situationen sind. Warnend an alle: Lassen Sie sich in der literarischen Arbeit nicht von Vor-Überlegungen bestimmen, bleiben Sie trotz Ihrer möglichen und berechtigten Skepsis nahe am Gefühl, das ein Ding oder eine Situation in Ihnen auslöst, denunzieren Sie es nicht. Wer verliebt ist, fragt nicht danach, warum er es ist und ob er es berechtigt ist; in dem Moment, in dem er das nämlich fragt, geht schon der Riß durch die Liebe. Es ist enorm schwer, zugleich auf der Höhe des Gedankens u n d beim Phänomen zu sein; ziehen Sie im Zweifel die Nähe des Phänomens vor, ziehen Sie i m m e r den K ö r p e r vor. Vergessen Sie nie, daß auch Geist körperlicher, nämlich elektrochemischer, also materialer Ausdruck ist und nicht etwa von irgendwo außerhalb eingeflößt wird. Ihr Geist ist eine Funktion Ihres Körpers, eine Farbe Ihres Körpers; darin unterscheidet er sich prinzipiell weder von den Ereignissen während der Menses noch von Erektionen, Hunger, Durst, Sättigung, Schlaf. Er ist immer nur Aspekt und ist auch chemisch manipulierbar; das schlägt auf die Dichtung durch, daher, wahrscheinlich n u r daher, bezieht sie ihre Sinnlichkeit. Deshalb möchte ich Sie auffordern, erst einmal Ihrem Gefühl zu g l a u b e n, wenn Sie schreiben; ja, das hat etwas Religiöses, in jeder Dichtung wittert das mit. Die Kritik, κρινειν, das Trennen, kommt später. Dieses Verhältnis nie vergessen! Nur für die (empirische) Wissenschaft steht die Trennung voran und auch da nur in newton’schen Settings -. die allerdings diejenigen der „normalen“ (praktischen und banal erfahrenen) Lebenswirklichkeiten sind. Zugleich kommen Sie o h n e Kritik, also Distanzierung, nicht aus. Sie müssen sie deshalb sowohl unterlaufen wie beachten. Deshalb der Versuch mit dem Spiegel. Man kann >>>> aus dieser kleinen, scheinbar einfachen Aufgabe eine gesamte Poetologie ableiten.

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