30.11.07 20:11 – Fr – 20,1°C – dann wieder grelles weißes Licht

daß man geblendet die Augen schließt – stand heute in Brinkmanns „Erkundungen“, die nun auch abgelegt sind. Tastende Tagebuchschreiberei. Versuchen zu sagen, wie’s steht. Mit einem. Wie’s steht mit dem Rest. Nicht gut. Bei ihm und um ihn herum. Alles sehr hautnah, er selbst als Adressat. Ich empfand es beim Lesen als ein Dokument, dessen Inhalt mich auch mal berührt hat, wenngleich zeitversetzt. 1971 – das Jahr, um das es im wesentlichen geht – war ich erst 17. Zwar war ein Bewußtwerdungsprozeß schon angelegt (immerhin war ich schon Mitglied bei Bertelsmann (das erste Buch, das ich bestellte, war „Dracula“) und fing an, Brecht zu lesen; Hesse stellte sich erst etwas später ein als fesselnde Parenthese), aber das wollte im Grunde vorerst nur die Schranken des engen Dorflebens durchbrechen, irgendwie. Letztendlich aber doch in eine anfängliche Orientierungslosigkeit, damals. Das ging von der Transzendentalen Meditation bis zum KBW und dem Agitieren auf der Wolfsburger Porschestraße mit der Kommunistischen Volkszeitung im Arm. Damals. Mit den Stuttgarter „Selbstmorden“ war dann alles vorbei. Und immer noch diese Gespensteratmosphäre im Kopf während der Schleyer-Entführung. Das ging soweit, daß ich – der ich schon nichts mehr mit dem KBW zu tun hatte und damals zeitweise bei VW am Band arbeitete – tatsächlich dachte, jetzt wird da bestimmt einer von den KBW-Leuten im VW-Tunnel unterm Mittellandkanal zusammengeschlagen. Und dann nach Berlin als Erstsemester kommen und die Zeitung in der Hand mit der Meldung von den „Selbstmorden“. Genau dieselbe Atmosphäre damals in der U-Bahn. Keiner sagte etwas. Aber ich habe damals aufgehört, so zu tun, als würde ich mich engagieren. Denn auch vorher war das alles nur Geste, weil man meinte, sich in irgendwas wiedererkennen zu müssen. Und am Ende nichts weiter zu sein, als ein eifriger Schüler, dem es um Anerkennung geht. Also die Wehen des Heranwachsens und des Herauswachsens aus dem engen Herkömmlichen.

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