18.12.07 18:31 – Di – 19,5°C – Keinwetter

Die schönsten Sätze verlieren sich auf der Straße, sofern sie vor dem Gang auf diese gefaßt werden und möglicherweise unter dem Einfluß eines erfrorenen Penners bzw. der Nachricht von einem solchen im fernen Brindisi stehen, der sein Erfrieren alkoholgesättigt auf einer Bank im Freien buchstäblich verschlafen hat. Worauf ich den Alkohol als kräftezehrendes Mittel definierte. Denn gewisse Passagen in Strindbergs ‚Blaubuch’ setzten mich wieder heftigen Winden aus, gegen die man sich schon stemmen sollte („lehnen“ wäre wohl etwas übertrieben, auch wenn dies durchaus möglich ist, wenn es denn kräftig genug weht wie meinetwegen am Leuchtturm von Mizen Head in Irland, wo man nur noch den Atlantik vor Augen hat).
Die Ehe ist eine Blutsbrüderschaft und mehr, sie ist eine heilige Handlung. Sie ist so zart und so zerbrechlich, daß ein voreiliges Wort – ja, man nennt es Scherz – fürs ganze Leben töten kann. Es hilft nichts, hinterher zu sagen: es war nur ein Scherz; denn dann antwortet Tormod Kolbrynskald aus der Vorzeit: Es ist dir doch in den Sinn gekommen! „Lange Jahre müssen bezahlen, was die Sekunde verbrochen hat!“
Zwar sprudelte es dann keinen alles mit sich reißenden Schwall, aber geflossen sind dann doch die Sätze, die im Gedächtnis nicht schon aufbewahrten, sondern haften gebliebenen (was möglicherweise aber doch dasselbe ist). Das Thema zog überhaupt indirekt seine Kreise, etwa als T. im Skype-Messenger sich dahingehend äußerte, sie wäre es leid, einen Single-Haushalt zu führen, andererseits aber die Freiheit lobte, mit der heute Beziehungen eingegangen und aufgelöst würden. Anlaß war ihre Erwähnung einer Beerdigung, bei der sie vor zwei Tagen war. Am meisten hätte ihr der 90jährige Witwer leid getan, denn da waren plötzlich 65 Jahre Zusammensein zu Ende!
Und da sich die schönsten Sätze auf der Straße verlieren, brachte ich nach meinem Gang ins Dorf außer Zigaretten, Schinken, Tomaten und ein paar „buona sera“ und Lächlungen auch eine Flasche Ciliegiolo mit nach Hause.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .